Uploaded by Julia Savinova

Landeskunde DW Nicos Weg

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Landeskunde
Wie wohnst du?
Über die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland sind Mietwohnungen. Für eine Mietwohnung musst du
monatlich Miete und Nebenkosten, also Strom, Heizung, Wasser, Müllgebühr, usw. bezahlen. Auch wer
eine Eigentumswohnung besitzt, muss Nebenkosten und außerdem eine Grundsteuer bezahlen.
Fast jeder Fünfte lebt allein, in Großstädten werden sogar mehr als ein Drittel der Wohnungen von nur
einer Person bewohnt. Der Wohnraum in Deutschland ist in großen Städten wie Berlin, München,
Hamburg oder Köln knapp und teuer, deswegen teilen sich in Universitätsstädten Studierende oft die
Miete und bilden Wohngemeinschaften, kurz WGs.
Ein Bier bitte!
Die Deutschen trinken gern Alkohol, vor allem Bier und Wein werden häufig konsumiert: zum Essen,
auf Partys, in der Kneipe oder in der Bar. Nach dem Gesetz darf man ab 16 Jahren leichte alkoholische
Getränke wie Bier, Wein oder Sekt trinken oder kaufen. Hochprozentigeren Alkohol bekommen erst
Personen ab 18 Jahren. Wenn du sehr jung aussiehst, wird man dich beim Kauf oder bei der Bestellung
von alkoholischen Getränken nach deinem Ausweis fragen.
Wenn du Alkohol getrunken hast und mehr als 0,5 Promille in Blut hast, darfst du nicht mehr Auto
fahren. Bis zum 21. Lebensjahr gelten 0 Promille, weil du dann noch als Fahranfänger giltst. Auch beim
Fahrradfahren gibt es eine Promillegrenze, sie liegt bei 1,6.
Am besten ist aber, du trinkst überhaupt nicht, wenn du dich hinters Steuer oder aufs Fahrrad setzt.
Denn bestraft werden kann man auch schon ab 0,3 Promille, wenn man auffällig gefahren ist.
Regional oder international?
Wenn du denkst, dass du in Deutschland nur einheimische Gerichte wie Kartoffeln, Bratwurst und
Sauerkraut bekommst, liegst du falsch. Neben vielen regionalen Spezialitäten schätzt man längst auch
die internationale Küche. Vor allem in großen Städten findest du Restaurants der verschiedensten
Nationalitäten.
Auch zu Hause in der eigenen Küche probieren viele Deutsche gern exotische Gerichte aus. Auf diesen
Trend haben sich auch die Supermärkte eingestellt. Aber nicht nur sie bieten exotische Produkte an:
Spezielle Zutaten kannst du auch in vielen kleinen zum Beispiel asiatischen oder türkischen
Lebensmittelgeschäften bekommen.
Für das Essen nehmen sich die Deutschen selten viel Zeit. Oft suchen sie nach Gerichten, die satt
machen und die man schnell unterwegs essen kann. Der Schnellimbiss ist daher sehr beliebt.
Imbissbuden gibt es überall, nicht nur in den Großstädten. Das Angebot dort ist groß, die Speisen sind
nicht unbedingt gesund, aber lecker. Du findest natürlich traditionelle deutsche Gerichte wie Bratwurst
oder Grillhähnchen mit Brötchen oder Pommes (Pommes frites), aber auch die Imbiss-Kultur in
Deutschland ist längst international. Genauso beliebt wie die Bratwurst sind Pizza, Döner Kebab oder
Burger. Neben kleinen Imbissbuden gibt es in Deutschland überall auch bekannte internationale
Imbissketten und Fast Food Restaurants.
Stimmt so!
Im Restaurant, in der Kneipe oder auch beim Pizza-Lieferservice an der Wohnungstür ist es in
Deutschland üblich, Trinkgeld zu geben. Etwa zehn Prozent des Rechnungsbetrags sind normal. Aber du
entscheidest, ob und wie viel Geld du geben möchtest. Wenn du mit dem Service überhaupt nicht
zufrieden warst, musst du auch kein Trinkgeld geben.
Wenn du genau den Betrag übergibst, den du zahlen möchtest, inklusive Trinkgeld, dann sagst du:
„Stimmt so.“ Dann weiß der Kellner Bescheid, dass er dir kein Geld herausgeben muss. Wenn du das
Geld nicht passend hast, nennst du dem Kellner den Betrag, inklusive Trinkgeld, den du zahlen
möchtest. Wenn du nichts sagst, dann gibt dir der Kellner das Wechselgeld genau heraus, ohne
Trinkgeld. Zusammen oder getrennt?
Wenn du in Deutschland mit Freunden gemeinsam im Restaurant bist und ihr zahlen möchtet, fragt der
Kellner: „Zusammen oder getrennt?“ Es ist normal, dass jeder seinen Teil der Rechnung bezahlt. Ihr
zahlt dann „getrennt“ und der Kellner rechnet mit jeder Person einzeln ab.
Warst du schon mal in …?
In Deutschland gibt es viele bekannte Städte. Jede Stadt hat ihre Sehenswürdigkeiten, für die sie bei
Touristen und Einheimischen beliebt ist. Das solltest du dir anschauen, wenn du die folgenden Städte
besuchst:
Die Hauptstadt Berlin ist die größte Stadt des Landes und hat eine bewegte Geschichte. Hier gibt es sehr
viele Sehenswürdigkeiten und viele der bekanntesten Museen Deutschlands. Interessierst du dich für
die Geschichte Deutschlands während der Teilung? Dann solltest du das Brandenburger Tor, die Reste
der Mauer an der East Side Gallery oder den Potsdamer Platz besuchen. Am Checkpoint Charlie war
früher ein Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin; heute ist hier ein Museum, das über die Zeit
der Teilung der Stadt informiert.
Hamburg ist die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Durch Hamburg fließen zwei Flüsse (Elbe und Alster).
Die Elbe fließt bei Hamburg in die Nordsee. Es gibt hier also viel Wasser, Kanäle und Brücken. Der
Hamburger Hafen mit der Speicherstadt ist ein Muss für Touristen, man nennt ihn gern das „Tor zur
Welt“. Ende 2016 wurde hier die Elbphilharmonie eröffnet, die als neues Wahrzeichen der Stadt gilt.
Gleich in der Nähe findest du das Vergnügungsviertel St. Pauli und den Hamburger Michel, eine barocke
Kirche, die weithin sichtbar ist. Auch den Fischmarkt solltest du auf keinen Fall verpassen.
Köln ist bekannt für seinen Dom. Er ist die dritthöchste Kirche der Welt und gehört zum
Weltkulturerbe. Mit seinen zwei Türmen prägt er das Stadtbild schon von Weitem. Um ihn herum
findest du die wichtigsten Museen und Einkaufsstraßen. Ganz in der Nähe fließt auch der Rhein, auf
dem viele große Frachtschiffe unterwegs sind. Köln wurde vor über 2000 Jahren von den Römern
gegründet. Mehr darüber erfährst du im Römisch-Germanischen Museum. Die Stadt ist auch für ihren
Karneval berühmt, hier kannst du rheinische Lebensfreude pur erleben.
Nord, Süd, Ost und West
Das Wattenmeer, die Steilküste, viele kleine Inseln, Wind, flaches Land, Felder: Das ist Norddeutschland.
Die Küste ist die beliebteste Urlaubsregion in Deutschland, auch bei den Deutschen selbst.
In Süddeutschland findest du den Bodensee, die Großstadt München und die Berge: Mittelgebirge wie
den Schwarzwald oder den Bayerischen Wald und natürlich die Alpen mit dem höchsten deutschen
Berg, der Zugspitze (2962 Meter). Viele Leute fahren gern zum Wandern, Rad- oder Skifahren in den
Süden.
Im Westen Deutschlands, im und um das Ruhrgebiet herum, liegen die meisten großen Städte, zum
Beispiel Köln oder Düsseldorf. Früher gab es hier viel Industrie.
Die Gegend am Rhein ist berühmt für den Karneval, der am 11. November offiziell eröffnet und dann
mit dem Straßenkarneval im Februar oder März endet.
Ostdeutschland erstreckt sich über das Gebiet der ehemaligen DDR. Nach der Wende wurden viele
baufällige Gebäude, Plätze und Brücken in Städten wie Dresden, Leipzig oder Weimar umfangreich
restauriert und ziehen heute zahlreiche Touristen aus der ganzen Welt an. Außerdem kannst du im
Harz oder im Thüringer Wald gut wandern oder in der Sächsischen Schweiz steile Felsen hochklettern.
Spezialitäten aus Deutschland
Eine spezifische deutsche Küche suchst du vergeblich, denn die gibt es nicht. Stattdessen gibt es viele
regionale Spezialitäten, die manchmal auch durch die Küche der Nachbarländer beeinflusst wurden.
Labskaus ist ein altes Seemannsgericht, ein Brei aus gepökeltem Rindfleisch, roter Beete, Zwiebeln und
Kartoffeln. Meist gibt es Matjes (eingelegten Hering) Gewürzgurke und Spiegelei dazu. Labskaus wird in
ganz Norddeutschland, aber auch in den Nachbarländern Dänemark und Schweden gegessen und steht
auf den Speisekarten vieler Restaurants.
Die Weißwurst ist eines der bekanntesten deutschen Gerichte. Sie ist aber nur in Bayern typisch. Dort
gibt es zum Frühstück häufig Weißwürste, süßen Senf, eine Brezel und oft sogar ein Bier dazu.
Weißwürste bestehen zum Großteil aus Kalbfleisch, viele Metzgereien haben ihr eigenes, geheimes
Rezept. Die Wurst wird gekocht und vor dem Essen aus dem Darm geschält.
Soljanka kommt aus der osteuropäischen Küche und war in der DDR eines der beliebtesten Gerichte.
Auch heute ist es vor allem in Ostdeutschland verbreitet und wird sowohl zu Hause gekocht als auch in
Restaurants als Vorspeise angeboten. Soljanka ist ein Eintopf mit Fleisch, Fisch oder Pilzen als
Hauptzutat. Hinzu kommen Tomaten, Paprika, Gewürzgurken, Wurst, frische Kräuter und – je nach
Rezept – Kartoffeln, Weißkohl, Karotten, Kapern und Oliven. Soljanka isst man mit Zitrone und Sahne.
Himmel und Erde (auch: Himmel un Ääd) kannst du im Westen Deutschlands probieren. Das Gericht
besteht aus Äpfeln, die am Baum wachsen und dem Himmel nahe sind, und Kartoffeln aus der Erde.
Daher der Name. Zu dem Brei aus Kartoffeln und Äpfeln gibt es gebratene Blutwurst, Speck oder
Leberwurst und knusprige Röstzwiebeln.
Welche Sprachen spricht man in Deutschland?
Natürlich wird in Deutschland erst mal Deutsch gesprochen. Es gibt auch sehr viele Dialekte, aber die
spricht man nur in bestimmten Regionen. Ein Bayer versteht kein norddeutsches „Platt“, wie umgekehrt
der Norddeutsche die bayerische Mundart nicht beherrscht.
Wenn du in Deutschland lebst, solltest du also die deutsche Sprache lernen. Man schätzt es, wenn du
dich bemühst, auf Deutsch zu kommunizieren. Solltest du einmal nicht die richtigen Wörter kennen,
versuch es einfach auf Englisch – denn das haben fast alle Deutschen in der Schule gelernt.
Englisch ist also die mit Abstand häufigste Fremdsprache der Deutschen. Danach folgen Französisch
und Spanisch. Da Deutschland aber ein Einwanderungsland ist und Migranten nicht nur ihre Kultur,
sondern natürlich auch ihre Sprache mit ins Land bringen, sind vor allem in den Städten auch viele
andere Sprachen zu hören, vor allem Türkisch und Italienisch.
Deutsch lernen in Deutschland
Willst du die deutsche Sprache im Land lernen? Viele Sprachinstitute bieten tagsüber oder abends
Kurse auf verschiedenen Niveaustufen an, bekannt sind das Goethe-Institut oder die Volkshochschule
(kurz VHS), die es in fast jeder Stadt gibt.
Für einen Sprachkurs an der Sprachschule musst du normalerweise bezahlen. Unter bestimmten
Umständen, zum Beispiel, wenn du ein anerkannter Flüchtling bist, übernimmt der Staat den größten
Teil der Kosten für den Kurs. Du kannst dann einen sogenannten Integrationskurs besuchen und musst
selbst nur wenig Geld bezahlen. Nach Abschluss des Kurses musst du eine Prüfung bestehen. Danach
kannst du dich um einen Arbeitsplatz in Deutschland bewerben.
Wenn du gern online lernst, findest du im Internet viele gute Angebote zum Deutschlernen von
Einzelmaterialien bis hin zum richtigen Sprachkurs.
Wer spricht Deutsch?
Rund 105 Millionen Menschen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg
sprechen Deutsch als Muttersprache. Auch in Teilen von Belgien, Ostfrankreich und in Südtirol (Italien)
wird Deutsch gesprochen.
Vor allem innerhalb der Europäischen Union und in anderen Ländern Ost- und Zentraleuropas ist
Deutsch verbreitet. Aber nicht nur dort spielt Deutsch als Fremdsprache eine wichtige Rolle. In rund
144 Ländern der Welt wird Deutsch unterrichtet, sogar in Nordkorea. Nach Englisch, Chinesisch und
Französisch wechseln sich Spanisch und Deutsch als vierthäufigst gelernte Fremdsprache der Welt
regelmäßig ab.
Wie wohnen die Deutschen?
Über 40 Prozent der deutschen Haushalte verfügen über eigene Häuser oder Wohnungen, die sie selbst
nutzen. Aber die meisten Menschen leben in Mietwohnungen – mehr als in allen anderen europäischen
Ländern. Besonders in größeren Städten werden mehr als ein Drittel der Wohnungen von nur einer
Person bewohnt. Das sind häufig alte Menschen, Singles oder Leute, die aus beruflichen Gründen allein
leben. Im Durchschnitt leben 2,2 Personen in einem Haushalt.
Für eine Mietwohnung musst du monatlich Miete und Nebenkosten zum Beispiel für Heizung, Wasser
und Müllabfuhr bezahlen. In Städten teilen sich junge Leute oder Studierende oft Wohnungen und Miete
und bilden sogenannte Wohngemeinschaften, kurz WGs. Viele Deutsche haben Haustiere wie zum
Beispiel Katzen oder Hunde.
Unterwegs mit dem Fahrrad
Fährst du gern Fahrrad? Dann bist du in Deutschland genau richtig. Viele Menschen benutzen das Rad
im Alltag, und in ihrer Freizeit machen sie gern Radtouren. In den Städten gibt es neben Straßen und
Fußwegen auch spezielle Wege für Radfahrer. Als Fußgänger musst du aufpassen, wenn du einen
Radweg betrittst.
In ganz Deutschland gibt es ein Netz von relativ gut ausgeschilderten Fernradwanderwegen. Viele
führen entlang von Flüssen durch besonders schöne Landschaften und Naturschutzgebiete und sind
auch für Familien mit Kindern geeignet.
Wenn du in Deutschland mit dem Fahrrad fährst, sollte das Rad verkehrssicher sein. Das heißt, es
braucht Beleuchtung, gute Bremsen und noch einiges mehr. Gut zu wissen: Die Polizei kontrolliert ab
und zu auch Fahrradfahrer.
Zwei Zimmer, Küche, Bad
2ZKB: zwei Zimmer, Küche und Bad: Die Wohnung hat zwei Zimmer, eine separate Küche und ein
separates Badezimmer.
34 m² Wfl.: Wohnfläche: Die Wohnung ist 34 Quadratmeter groß.
MKM: Monatskaltmiete: Gemeint ist die Grundmiete, also nur der Preis für die Fläche. Dazu kommen
monatlich noch die Nebenkosten.
NK, BK: Nebenkosten, Betriebskosten: Nebenkosten oder Betriebskosten kommen zur Kaltmiete dazu.
Man bezahlt monatlich etwas für Heizung, Müllabfuhr und den Hausmeister.
WM: Warmmiete: Die Warmmiete sind alle anfallenden Kosten für den Monat, also Kaltmiete und
Nebenkosten zusammen. Nur die Kosten für den Strom muss man meist noch extra zahlen.
EG: Erdgeschoss: Die Wohnung liegt im Erdgeschoss.
DG: Dachgeschoss: Die Wohnung liegt im Dachgeschoss.
1. OG: erstes Obergeschoss: Die Wohnung liegt im ersten Obergeschoss beziehungsweise in der ersten
Etage des Hauses.
EBK: Einbauküche: Die Küche ist möbliert, das heißt, Schrank, Herd, Spülmaschine etc. sind vorhanden.
TLB: Tageslichtbad: Das Badezimmer hat ein Fenster. Viele Mietwohnungen haben Badezimmer ohne
Fenster.
WB: Wannenbad: Im Badezimmer gibt es eine Badewanne.
DB: Duschbad: Das Badezimmer hat nur eine Dusche und keine Badewanne.
WG-Zimmer gesucht
Das passende WG- Zimmer zu finden, ist mitunter nicht ganz leicht, denn WG-Zimmer sind vor allem in
Universitätsstädten heiß begehrt und knapp. Meist gibt es viele Interessenten, und du musst ein WGCasting über dich ergehen lassen. Das ist eine Art Bewerbungsgespräch, in dem die anderen Bewohner
der WG herausfinden wollen, wer von den Interessenten am besten zu ihnen passt. Auf Fragen zu
deiner Bereitschaft zu putzen, deinem Musikgeschmack oder deinem Tagesrhythmus solltest du dabei
vorbereitet sein
Im Wohnzimmer
Für die meisten Menschen in Deutschland ist die Wohnung oder das Haus ein Ort, an dem sie gerne viel
Zeit verbringen. Deshalb soll es hier gemütlich und schön sein, so dass man sich wohlfühlt – ganz
besonders im Wohnzimmer. Für die Einrichtung geben die meisten Deutschen viel Geld aus. In einem
deutschen Wohnzimmer findest du in der Regel ein Sofa, ein oder zwei Sessel und einen kleinen Tisch.
Die allermeisten Leute haben einen Fernseher und eine Stereoanlage im Wohnzimmer, oft gibt es auch
Bücherregale, einen Teppich und natürlich Zimmerpflanzen.
Wohin mit dem Hausmüll?
Über 600 Kilo Müll produziert jeder Deutsche pro Jahr. Wenn du in einer Mietwohnung in Deutschland
lebst, musst du deinen Müll laut Hausordnung trennen. Meistens gibt es in Mietshäusern eine blaue
Tonne fürs Altpapier, eine grüne oder braune Tonne für Biomüll und eine graue Tonne für den
Restmüll. In der gelben Tonne kannst du deinen Plastikmüll entsorgen, aber Achtung, nicht die EinwegPlastikflaschen: Auf diese zahlst du in Deutschland im Geschäft ein Pfand von 0,25 Euro. Das Geld
bekommst du zurück, wenn du die Flaschen nach dem Gebrauch wieder im Geschäft abgibst.
Kinderbetreuung
Wenn du in Deutschland einen Platz in einer Betreuungseinrichtung (deutsch: Kindertagesstätte, kurz:
Kita) für dein Kind suchst, ist das meist nicht so leicht. Grundsätzlich gibt es für Kinder unter drei
Jahren Betreuungsmöglichkeiten in Kinderkrippen. Kinder von drei bis sechs Jahren können in den
Kindergarten gehen. Viele Schulen haben einen Hort oder eine offene Ganztagsschule (OGS), in dem die
Kinder am Nachmittag betreut werden.
Seit 2013 haben zwar alle berufstätigen Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab
einem Jahr, allerdings ist es oft nicht leicht, Betreuungsplätze in einer wohnortnahen Einrichtung zu
bekommen. Vor allem in den Bundesländern im Westen Deutschlands ist das Angebot knapp. Das hat
historische Gründe. Während der deutsch-deutschen Teilung war es in der DDR üblich, dass auch
Frauen berufstätig waren und Kinder schon sehr früh in Betreuungseinrichtungen gegeben wurden. In
der BRD dagegen waren Mütter mit kleinen Kindern meist nicht berufstätig, und es bestand lange keine
große Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen. Das ist heute anders.
Wenn du in Deutschland lebst und mit deinem Partner/deiner Partnerin ein Kind möchtest, solltet ihr
euch am besten schon vor der Geburt des Kindes über die Betreuungsmöglichkeiten in eurer Umgebung
informieren und gegebenenfalls für einen Platz anmelden.
Die Gebühren für Kinderbetreuungsplätze erhebt die jeweilige Stadt oder Gemeinde, in der du lebst. Du
kannst dein Kind aber auch in privaten Betreuungseinrichtungen anmelden. Diese haben eigene
Gebührenordnungen und sind meist teurer als die städtischen Kitas.
Mahlzeit!
Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettelmann: Dieses alte
deutsche Sprichwort gilt nicht mehr, auch wenn die Deutschen allgemein als Frühstücksnation gelten.
Tatsächlich ist diese Mahlzeit in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sehr wichtig, vor allem
am Wochenende. In den meisten Cafés, Kneipen oder Bistros bekommst du ein richtig gutes Frühstück,
oft gibt es eine eigene Frühstückskarte und ein großes Angebot. Aber im Alltagsstress unter der Woche
schaffen es auch viele Deutsche am Morgen nicht, mehr als einen Kaffee oder Tee mit einem Brot oder
Brötchen zu sich zu nehmen.
Auch das Mittagessen ist eine wichtige Mahlzeit. Allerdings findet es unter der Woche meist nicht zu
Hause statt. In vielen großen Firmen gibt es für die Mitarbeiter Kantinen und auch in vielen Schulen
wird ein Mittagessen angeboten. Möchtest du im Restaurant zu Mittag essen, findest du meist günstige
Mittagsangebote.
Keine Angst! Am Abend musst du nicht unbedingt essen wie ein Bettelmann. Zwar besteht das
klassische deutsche Abendessen tatsächlich nur aus Brot mit Käse oder Wurst. Deshalb wird es auch
„Abendbrot“ genannt. Aber in vielen Familien, deren Mitglieder sich mittags nicht sehen, wird am
Abend gekocht. Auch wenn du abends zum Essen eingeladen bist, bietet man dir eher eine warme
Mahlzeit als belegte Brote an. In Restaurants und Kneipen bekommst du abends natürlich auch „Warme
Küche“.
Freizeitaktivitäten
Viele Deutsche planen ihre Freizeitaktivitäten genau. Das gilt auch für die Kinder. Oft wollen Eltern ihre
Kinder möglichst früh und optimal fördern. Du musst dich also nicht wundern, wenn du deutsche
Kinder triffst, die neben der Schule ein ausgefülltes Nachmittagsprogramm haben. Besonders beliebt
sind Sportkurse jeder Art wie Fußball, Volleyball, Tennis oder Reiten. Viele Kinder und Jugendliche
spielen ein Musikinstrument.
Manche Kinder haben viele Hobbys und eine volle Woche, die meisten haben aber nur ein oder zwei
Nachmittage pro Woche für ein Hobby verplant. Denn vielen Familien ist es genauso wichtig, dass ihre
Kinder in der Freizeit Zeit zum Spielen haben.
Schulferien
Wenn du dich in den Sommerferien mit Familien, die in einem anderen deutschen Bundesland leben,
für einen gemeinsamen Urlaub verabreden möchtest, kann das eventuell schwierig werden. Denn die
Ferienzeiten sind in Deutschland in jedem Bundesland ein bisschen anders. Die Sommerferien in
Deutschland sind mit sechs Wochen im Vergleich zu vielen anderen Ländern ziemlich kurz. Die
Ferienzeit verteilt sich aber auf die Monate Juni bis September. Wohnst du in MecklenburgVorpommern, musst du vielleicht Anfang August bereits wieder in die Schule, während die Kinder in
Bayern erst Ende Juli in die Ferien gestartet sind. Die Regelung kam zustande, um das große
Verkehrschaos jeweils zu Beginn oder Ende der Ferienzeit zu vermeiden, wenn alle gleichzeitig mit dem
Auto in den Urlaub fahren. Die Ferienzeiten legen die meisten Bundesländer in Absprache miteinander
fest, sie ändern sich jedes Jahr.
Natürlich gibt es nicht nur im Sommer Ferien. Insgesamt sind in jedem Schuljahr 75 Werktage
(inklusive 12 Samstage) frei. Die Tage verteilen sich über das ganze Jahr. Längere Ferienzeiten gibt es
auch im Herbst und im Winter.
Öffnungszeiten
Die meisten Supermärkte und Geschäfte haben nachts und sonntags geschlossen. In kleineren Städten
schließen die Geschäfte in der Regel schon um 18 oder 19 Uhr. Ausnahmen gibt es oft an Bahnhöfen, wo
du teilweise länger einkaufen kannst.
In Großstädten haben vor allem Supermärkte schon mal bis 22 Uhr auf. Außerdem gibt es Kioske und
kleine Läden, die auch noch länger offen haben. Die sind dann meist etwas teurer. Bei Restaurants
musst du beachten, bis wann die Küche geöffnet hat.
Tipp: Auch Apotheken schließen abends, aber es gibt normalerweise in jedem Stadtviertel eine
Apotheke, die nachts geöffnet hat. Das heißt dann Notdienst, und die Apotheken wechseln sich dabei ab.
Welche Apotheke wann Notdienst hat, steht außen an jeder Apotheke oder im Internet.
Tag und Nacht
Im Verlauf eines Jahres sind die Tage und Nächte in Deutschland unterschiedlich lang. Der kürzeste Tag
des Jahres ist der 21. Dezember. Da wird es ungefähr um halb 9 Uhr hell und um 16 Uhr dunkel. Viele
Leute verbringen dann mehr Zeit gemütlich zu Hause.
Am 21. Juni geht die Sonne erst gegen 22 Uhr unter. Das ist der längste Tag. In Norddeutschland sind
die Unterschiede etwas stärker als in Süddeutschland.
Zeitumstellung
Zweimal im Jahr wird die Zeit um eine Stunde verstellt. In der Nacht auf den letzten Sonntag im März
wird die Uhr von 2 Uhr nachts auf 3 Uhr vorgestellt. Dann beginnt die Sommerzeit. Am letzten Sonntag
im Oktober wird sie dann wieder zurückgestellt.
Warum macht man das? Man hoffte ursprünglich, dass man so mehr Tageslicht nutzen kann und
weniger elektrisches Licht braucht. Laut dem Umweltbundesamt klappt das allerdings nicht. Zwar wird
abends später das Licht angeknipst, dafür wird in den Morgenstunden mehr geheizt.
Arbeitszeiten
Die durchschnittliche Arbeitswoche in Deutschland umfasst 38,5 oder 40 Stunden. Man arbeitet dann
Vollzeit oder hat eine Vollzeitstelle.
Manche Leute arbeiten Teilzeit oder haben eine Teilzeitstelle. Sie sind dann zum Beispiel 20 oder 30
Stunden in der Woche beruflich tätig. Sicherlich findest du auch Leute, die viel mehr oder viel weniger
arbeiten. Zum Beispiel wird in der Gastronomie oft länger gearbeitet, so wie Max und Tarek das tun.
Insgesamt ist die Arbeitszeit im Lauf der Zeit jedoch weniger geworden.
In einer Fabrik, im Hotel oder im Krankenhaus arbeiten die Leute meist im Schichtdienst, also zum
Beispiel eine Woche nachts und die nächste Woche tagsüber.
In vielen Büros gibt es flexible Arbeitszeiten. Du kannst dann selbst bestimmen, wann du mit der Arbeit
beginnst, musst aber die im Arbeitsvertrag vereinbarte Stundenzahl erreichen. Bei Arbeitsstellen mit
Kundenkontakt ist das allerdings nicht möglich.
Manche Firmen bieten inzwischen die Möglichkeit an, Homeoffice zu machen, also von zu Hause aus zu
arbeiten. Das kann ein Tag pro Woche sein oder auch die komplette Zeit umfassen.
Pünktlichkeit
„Die Deutschen sind immer pünktlich – noch pünktlicher sind nur die Schweizer!“
Das ist natürlich ein Stereotyp, das du bestimmt schon gehört hast. Vor allem Leute, die keinen Kontakt
zu Deutschen oder Schweizer/innen haben, vertreten solche allgemeinen Meinungen.
Unbestritten ist jedoch, dass Pünktlichkeit in Deutschland ernster genommen wird als in vielen anderen
Regionen der Welt. Vor allem im beruflichen Kontext sind Termine verbindlich.
In der Ausbildung, beim Arzt oder bei der Arbeit solltest du pünktlich sein. Wenn du deine
Vorgesetzten, Kollegen oder Kunden warten lässt, kannst du Probleme bekommen. Auch im privaten
Bereich ist es oft unhöflich, zu spät zu kommen. Sag zumindest vorher Bescheid, wenn du dich
verspäten solltest.
Berufe und Tätigkeiten
Lisa ist Lehrerin und Nico soll Ingenieur werden. Max ist eigentlich Bankkaufmann und Tarek
Elektriker, aber beide arbeiten auch im Restaurant.
Was macht man in diesen Berufen? Welche weiteren Berufe und Tätigkeiten kennst du?
Lisa hat in ihrem Beruf täglich mit Menschen zu tun. Weitere Berufe mit Menschen sind zum Beispiel
Erzieher/in, Krankenschwester oder Altenpfleger/in. Typische Tätigkeiten sind Kinder betreuen,
Patienten behandeln oder sich um Senioren kümmern.
Als Ingenieur soll Nico später Projekte leiten oder Gebäude planen. Aber erst einmal hilft er im
Restaurant. Dort bedient er Gäste und bereitet Essen und Getränke vor.
Tarek hat als Elektriker gearbeitet und zum Beispiel Stromanschlüsse installiert. Andere
Handwerkerberufe sind etwa Mechatroniker/in, Maler/in oder Friseur/in. Man arbeitet mit den
Händen, repariert also Autos, schneidet Haare oder stellt Produkte her. Max hat als Bankkaufmann im
Büro gearbeitet. Ebenso wie ein Sachbearbeiter/eine Sachbearbeiterin oder ein Büroassistent/eine
Büroassistentin hat er Kunden beraten, E-Mails geschrieben und telefoniert.
Die Bewerbung
Was gehört zu den Bewerbungsunterlagen?
Die meisten Bewerbungen in Deutschland sendest du heutzutage per E-Mail. Nur selten musst du noch
Papierdokumente verschicken. Egal in welcher Form, besteht eine Bewerbung normalerweise aus
einem Anschreiben, einem Lebenslauf und den Ausbildungs- und Arbeitszeugnissen. Manchmal musst
du ein Motivationsschreiben oder eine Arbeitsprobe ergänzen.
Das Anschreiben ist ein Brief, der sich auf die Stellenanzeige bezieht. Darin erklärst du kurz, warum du
dich für die Stelle in der Firma interessierst und fasst deine Qualifikationen zusammen: Warum bin ich
für diese Stelle geeignet? Der Lebenslauf ist eine Tabelle, in der du die Stationen deiner schulischen und
beruflichen Laufbahn kurz mit Daten aufzählst. Dazu gehören ein Foto und die eigene Unterschrift.
Der Bewerbung fügst du aktuelle Zeugnisse zur Ausbildung und zu Arbeitserfahrungen bei. Das sind
offizielle Dokumente, in denen dein ehemaliger Arbeitgeber deine Ausbildung oder Tätigkeit bestätigt.
Diese Dokumente musst du möglicherweise übersetzen lassen. Am besten lässt du dir die
Bewerbungsunterlagen von jemandem Korrektur lesen, damit sie fehlerfrei sind.
Das Bewerbungsgespräch
Super, deine Bewerbung war erfolgreich und du bist zum Bewerbungsgespräch eingeladen! Das ist
deine Chance. Beim Bewerbungs- oder Vorstellungsgespräch kannst du dich dem möglichen
zukünftigen Arbeitgeber von deiner besten Seite präsentieren. Klar, dass du pünktlich mit schicker
Kleidung und bestens vorbereitet zum Gespräch kommst.
Zur Vorbereitung gehört zunächst einmal, dass du dich vorher gut über die Firma und die Branche
informierst. Das gibt dir Sicherheit im Gespräch und macht einen guten Eindruck. Außerdem willst du ja
für dich selbst klären, ob du in der Firma arbeiten möchtest und welche Fragen du noch hast.
Gerade bei einem Bewerbungsgespräch in einer Fremdsprache ist es wichtig, dass du deine Ausbildung
und deinen beruflichen Werdegang – also welche Schule du wann abgeschlossen hast oder wann du als
was gearbeitet hast – gut zusammenfassen kannst. Halte das knapp und übe es vorher. Überleg dir,
welche Fragen dir möglicherweise gestellt werden und bereite dich darauf vor.
Die Ausbildung
Nach der Schule musst du dich entscheiden: Wie geht es weiter? Studieren oder eine Ausbildung
machen? Oder erst einmal ein Praktikum? Bei einer Berufsberatung kannst du dich über die
verschiedenen Möglichkeiten informieren.
Wenn du nicht studieren willst oder das nicht geht, bietet sich eine Ausbildung an. Dabei lernst du
normalerweise in einem Betrieb oder einer Firma einen Beruf. Das dauert zwischen zwei und vier
Jahren. Voraussetzung für die Ausbildung ist ein Schulabschluss und ein Vorstellungsgespräch,
manchmal auch ein Eignungstest. Beliebte Ausbildungsberufe in Deutschland sind zum Beispiel
Industriemechaniker/in, Kaufmännische/r Angestellte/r oder Altenpfleger/in.
Bei vielen Ausbildungslehrgängen lernst du an festen Wochentagen oder in bestimmten Zeitblöcken in
der Berufsschule die theoretischen Grundlagen für deinen Beruf. Das heißt dann „duale Ausbildung“,
weil du gleichzeitig Theorie und Praxis lernst. Deine Ausbildung schließt du mit einer Prüfung ab. Sie ist
eine wichtige Grundlage für eine qualifizierte Arbeit.
Einkaufen in der Stadt
Typisch für deutsche Innenstädte sind verkehrsberuhigte Einkaufsstraßen. Dort reihen sich
verschiedene Geschäfte aneinander – Bekleidungsgeschäfte, Schuhläden, Handyläden, Apotheken,
Friseure, Imbisse, Drogerien und Supermärkte. Dazwischen und darüber sind zahlreiche Büros und
Wohnungen.
In Großstädten gibt es große Kaufhäuser, in denen du fast alles kaufen kannst. Dort findest du auch
Einkaufszentren und Einkaufspassagen. Auf dem Wochenmarkt kannst du frisches Obst und Gemüse
aus der Region kaufen. Erkundige dich, wann und wo der Wochenmarkt in deiner Stadt stadtfindet.
Wichtige Orientierungspunkte in der Stadt sind das Rathaus, das Theater und die Kirchen oder der
Bahnhof. Aber auch der Marktplatz spielt eine wichtige Rolle im städtischen Alltag.
Im Sommer kannst du dich nach einem Einkaufsbummel draußen ins Café oder Restaurant setzen und
dir das geschäftige Treiben ansehen.
Straßennamen und Hausnummern in Deutschland
Hauptstraße, Schulstraße, Gartenstraße, Bahnhofsstraße
Schon mal gehört? Das sind die vier häufigsten Straßennamen in Deutschland. Sie bezeichnen die
(teilweise ehemalige) geographische Eigenschaft oder Funktion der Straße in der Stadt. So ist oder war
die Hauptstraße die wichtigste Straße in der Stadt, die Schulstraße die Straße bei der Schule, die
Gartenstraße lief oder läuft an den Gärten entlang, und die Bahnhofstraße führt zum Bahnhof.
Birkenweg und Lindenstraße, auf den Plätzen sechs und sieben in der Häufigkeitsliste, sind Beispiele
für Straßen mit Namen aus der Natur: Hier wurden Bäume als Namensgeber gewählt. Viele Straßen
sind außerdem nach berühmten Persönlichkeiten benannt, zum Beispiel nach Schriftstellern wie die
Schillerstraße und die Goethestraße. Bei Neubauvierteln findest du oft thematisch passende
Straßennamen, zum Beispiel ein Viertel mit Komponisten: Mozartstraße, Beethovenstraße und
Haydnstraße.
Und in welcher Straße wohnst du?
Es gibt unterschiedliche Varianten, wie Hausnummern angeordnet sein können. Meist findest du die
geraden Nummern auf der rechten Straßenseite und die ungeraden Nummern auf der linken
Straßenseite.
Öffentliche Verkehrsmittel
Emma fährt am liebsten mit der Straßenbahn. Vielleicht, weil die Straßenbahn so gemütlich auf
Schienen durch die Stadt rollt. In einigen Städten wurde sie im Lauf der Zeit abgeschafft, um mehr Platz
für Autos auf den Straßen zu schaffen. Andere Städte wiederum haben ihr Straßenbahnnetz
modernisiert.
1902 wurde in Berlin die erste U-Bahn in Deutschland eröffnet. In vielen größeren Städten ist die UBahn bis heute das schnellste Verkehrsmittel. Das „U“ steht hierbei für „Untergrund“, obwohl die UBahn zum Beispiel in Hamburg oder Berlin manchmal auf Brücken fährt. Die S-Bahn, die
Stadtschnellbahn, verband ursprünglich die Vororte mit dem Zentrum einer Stadt.
Das verbreiteteste öffentliche Verkehrsmittel ist der Bus. Auf dem Land fahren Busse aber oft nur
selten, dort bist du auf ein Auto angewiesen. In größeren Städten dagegen findest du ein dichtes Netz an
öffentlichen Verkehrsmitteln, die sogar nachts fahren.
Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel musst du vor der Fahrt kaufen, am Ticketschalter, am
Automaten oder im Internet. Oft gibt es günstige Tagestickets, Mehrfahrtenkarten oder Abokarten für
einen bestimmten Zeitraum. Erkundige dich am Infostand oder im Internet, welche Möglichkeiten es in
deiner Stadt gibt.
Arbeitsplätze im Büro
Ungefähr die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland arbeitet heutzutage in einem Büro, die meisten
von ihnen in Einzel- oder Zweierbüros. Großraumbüros, in denen 10, 20 oder noch mehr Menschen
gleichzeitig arbeiten – oft abgetrennt durch Stellwände –, sind in Deutschland weniger verbreitet als
zum Beispiel in den USA. Allerdings steigt ihre Zahl an.
Kennst du moderne Büroformen? In manchen Büros haben die Beschäftigten keinen festen Schreibtisch
mehr, sondern benutzen den jeweils freien Tisch und können sich von dort einloggen. Andere Leute
haben gar kein Büro mehr, sondern arbeiten mit dem Laptop von unterwegs oder im Café. Homeoffice,
Arbeit von zu Hause aus, machen allerdings nur zwölf Prozent aller Beschäftigten in Deutschland –
weniger als der EU-Durchschnitt.
Besonders in Großstädten wie Berlin gibt es seit einiger Zeit auch immer häufiger so genannte
„Coworking Spaces“, die ursprünglich vor allem in Kalifornien in den USA verbreitet waren. Das sind
große, offene Büros, in denen Selbständige, besonders aus der Internet- oder Kreativwirtschaft, zeitlich
befristet einen Arbeitsplatz mieten und zusammenarbeiten können.
Morgens in Deutschland
Die Deutschen sind im Ausland für ihr reichhaltiges Frühstück bekannt. Aber natürlich triffst du auch
viele, bei denen Zeit und Appetit morgens nur für einen Kaffee reichen. Aber das klassische deutsche
Frühstück besteht aus verschiedenen Brotsorten und Brötchen, Marmelade und Kaffee oder Tee. Wer
den Tag lieber herzhaft beginnt, isst zum Brot Käse und Wurst. Viele mögen morgens auch Müsli mit
Milch oder Joghurt.
Unter der Woche ist das Frühstück allerdings bei vielen eine Frage der Zeit, aber am Wochenende darf
es nicht fehlen. Dann ist auch noch mehr Abwechslung gefragt: Saft, Toast, Brötchen, Joghurt, Quark und
Obst bereichern den Tisch. Neben dem klassischen Frühstücksei gibt es auch Rührei.
In vielen Cafés in Deutschland kannst du von morgens bis zum Nachmittag ein Frühstück bestellen. Oft
gibt es eine spezielle Frühstückskarte mit verschiedenen Angeboten.
Kohl und Kraut
Die Deutschen essen nur Sauerkraut – keine Angst, das stimmt nicht. Aber Kohl ist beliebt. Diese
Tatsache brachte den Deutschen sogar einen Spitznamen ein: „Krauts“. So nannten zuerst die
englischen und US-amerikanischen Soldaten ihre deutschen Gegner im Ersten Weltkrieg. Aber noch
heute steht der Name im Ausland scherzhaft für die Deutschen – und das zu Recht. Ob Grünkohl,
Rosenkohl, Rotkohl, Blumenkohl oder Kohlrabi, der Kohl spielt in der deutschen Küche eine große
Rolle. Der Kohlrabi ist so typisch deutsch, dass er vielerorts genauso heißt wie hierzulande: in England,
den USA, den Niederlanden, Russland oder auch in Japan. Aber am bekanntesten ist im Ausland das
Sauerkraut. Gesund und lecker ist es fester Bestandteil der bayerischen Küche, kommt aber auch im
Rest Deutschlands oft auf den Tisch. Die „Krauts“ haben es aber nicht erfunden. Sauerkraut kommt aus
Frankreich. Und erstaunlich, aber wahr: Dort und in den USA ist der pro Kopf-Verbrauch an Sauerkraut
viel höher als hier.
Wer erledigt die Hausarbeit?
Welche Arbeiten im Haushalt machst du? Was macht dein Partner oder deine Partnerin? Über
Gleichberechtigung zwischen Geschlechtern wird in Deutschland viel diskutiert: im Job, bei der
Kindererziehung und auch bei der Hausarbeit.
„Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann“, heißt es in einem deutschen Schlager
aus den 1970er Jahren. Damals war es üblich, dass der Mann das Geld verdiente und die Frau sich um
Haushalt und Kinder kümmerte.
Heute sieht die Wunschvorstellung junger Paare in Deutschland so aus: Beide arbeiten und beide
kümmern sich um Kindererziehung und Haushalt. Die Realität zeigt aber: Zwar arbeiten in vielen
Familien beide Partner, aber die Hausarbeit machen meist die Frauen – zusätzlich zum Job.
Nach einer Statistik der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
verbringen Frauen in Deutschland über 160 Minuten pro Tag mit Hausarbeit, Männer nur etwa 90.
Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich im Mittelfeld. In Skandinavien klappt die Aufteilung
besser, in Südeuropa schlechter als in Deutschland.
Machst du gern Sport?
Was machst du gern in deiner Freizeit? Joggst du? Spielst du Fußball, Tischtennis oder Volleyball? In
Deutschland hast du viele Möglichkeiten, deine Freizeit sportlich aktiv zu gestalten. Denn die Deutschen
lieben Sport – und das gilt nicht nur für Fußball. In Deutschland gibt es ungefähr 90.000 Sportvereine
mit insgesamt etwa 23 Millionen Mitgliedern. Da ist für jeden etwas dabei, vom Angelverein bis zur
Yoga-Gruppe.
Natürlich kannst du auch allein Sport machen, aber die Mitgliedschaft im Verein hat den Vorteil, dass du
hier Leute aus deiner Umgebung triffst und kennenlernst, die das gleiche Hobby haben wie du. Für
einen meist geringen Mitgliedsbeitrag kannst du Sportgeräte und Räume nutzen, dich mit anderen
austauschen und an Wettbewerben teilnehmen.
Viele Deutsche arbeiten ehrenamtlich in Vereinen, zum Beispiel als Trainer. Nur durch ihr Engagement
lassen sich die Sportvereine finanzieren.
Hast du Lust bekommen? Dann informiere dich über die Vereine in deinem Wohnort.
Kilo, Gramm und Pfund
Möchtest du Fleisch in der Metzgerei oder Gemüse auf dem Markt kaufen, solltest du dich mit den
Mengenangaben etwas auskennen. Bestellen kannst du natürlich überall mit den internationalen
Angaben Gramm oder Kilogramm. Aber du möchtest die Preisangaben ja auch verstehen. „Tomaten, nur
ein Euro das Pfund“, so liest und hörst du vielleicht. Die Mengenangabe „Pfund“, abgekürzt Pfd, ist in
Deutschland weit verbreitet. Ein Pfund sind 500 Gramm. In Österreich findest du häufig dag oder dkg
als Mengenangabe. Das bedeutet Dekagramm. Ein Dekagramm sind zehn Gramm. In der Metzgerei
kannst du in Österreich zum Beispiel statt 150 Gramm auch 15 deka oder dag Wurst bestellen.
Aber nicht immer zahlst du nach Gewicht. Die Abkürzung Stk. bedeutet pro Stück, und Kräuter kaufst du
im Bund (Bd.).
Weltmeister im Brotbacken
Wenn du in Deutschland zum Bäcker gehst, wunderst du dich vielleicht über die vielen Brotsorten:
Weizenbrot, Roggenbrot, Dinkelbrot, Schwarzbrot, Körnerbrot … Nirgendwo sonst auf der Welt
bekommst du so viele verschiedene Sorten. Auch für die Qualität des Brotes ist Deutschland bekannt.
Die meisten Sorten werden mit Sauerteig gebacken, der das Brot locker macht und für einen guten
Geschmack sorgt.
Aber warum gibt es hier so viel Brot? Ein Grund ist, dass auf den Böden im Land viele verschiedene
Getreidesorten wachsen: viel Roggen im Norden, mehr Weizen in Süddeutschland.
Die Deutschen essen Brot sehr gern: zum Frühstück, zwischendurch und vor allem abends zum
„Abendbrot“, wie das Abendessen in manchen Regionen Deutschlands auch genannt wird. Deutsche im
Ausland vermissen ihr „gutes deutsches Brot“, und ausländische Besucher kosten gern die vielen
Sorten. Geht es dir auch so?
In Ulm gibt es sogar ein Museum der deutschen Brotkultur. Hier kannst du alles Wissenswerte rund
ums deutsche Brot erfahren.
Frisch vom Markt
Vegan, vegetarisch, Low Carb, bio … Ernährung ist in Deutschland ein großes Thema und es gibt
zahlreiche Trends. Viele Menschen hier wollen bewusst und gesund essen und trinken. Du auch?
Besonders frische Lebensmittel aus der Region bekommst du, wenn du auf dem Markt einkaufen gehst.
Hier verkaufen viele Bauern ihre Produkte. Einen Wochenmarkt gibt es fast in jedem Ort. Dieser findet
meist an zentralen Plätzen statt und hat ein oder auch mehrmals in der Woche vormittags geöffnet.
Informationen zu Standort und Öffnungszeiten findest du auf der Internetseite deiner Stadt oder
Gemeinde.
Auf dem Wochenmarkt kannst du Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse, Milchprodukte, Eier, Brot, oft auch
Gewürze oder Honig kaufen. Nicht immer sind die Produkte vom Markt teurer als im Supermarkt, frisch
und lecker sind sie aber auf jeden Fall.
Kochen oder Tiefkühlpizza?
Kochst du gern? Viele Deutsche würden diese Frage mit Ja beantworten, auch viele junge Leute. Doch
im Alltag fehlt manchmal die Zeit. Andere hingegen stehen nicht so gern am Herd oder können nicht gut
kochen. Über 30 Millionen Deutsche finden daher, dass Fertigprodukte eine große Erleichterung sind.
Was denkst du? Vor allem deutsche Singles, mehr Männer als Frauen, greifen im Supermarkt gern mal
zu Pizza, Fischstäbchen, Tütensuppen und Co. Dabei achten Sie weniger auf die Qualität oder die Marke
als auf den Preis des Fertigprodukts. Vor allem billig soll es sein. Das Angebot an Fertigprodukten in
deutschen Supermärkten ist riesengroß. Aber wenn du dich wirklich preisbewusst ernähren willst, sind
Fertigprodukte nicht die beste Wahl. Selbst kochen ist nicht nur viel gesünder, sondern in Deutschland
auf Dauer auch billiger als Fertigkost.
Im Urlaub
Reist du gern? Die Deutschen sind sehr gern und viel unterwegs. Insgesamt haben sie etwa sechs
Wochen Urlaub im Jahr. Die Hälfte fährt einmal, jeder fünfte Deutsche sogar zweimal pro Jahr weg. Die
meisten machen im Sommer Urlaub, aber du triffst das ganze Jahr überall auf der Welt auf deutsche
Touristen.
Doch nicht alle fahren gern ins Ausland. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“,
schrieb schon Goethe. Frei nach diesem Motto machen die Deutschen am liebsten im eigenen Land
Urlaub. Knapp ein Drittel der Reisen der Deutschen geht ins Inland. Weil viele gern Strandurlaub
machen, fahren sie am liebsten an die Ost- oder Nordsee. Beliebt sind aber auch die Berge, vor allem die
Alpen im Süden.
Auf Platz 2 der beliebtesten Reiseziele liegt Spanien, besonders die Balearen-Insel Mallorca. Italien liegt
auf Platz 3. Weil in Spanien und Italien so viele Deutsche gern an am Strand in der Sonne liegen, spricht
man seit Aufkommen des Massentourismus scherzhaft vom „Teutonengrill“.
Armut in Deutschland
Vielleicht kannst du es nicht glauben, aber Armut gibt es sogar in einem so reichen Land wie
Deutschland. Dennis und Julius sind obdachlos, sie haben also keine feste Wohnung und leben auf der
Straße. In Deutschland sind etwa über 300.000 Menschen von Obdachlosigkeit betroffen, darunter auch
etwa 30.000 Kinder. Das liegt nicht daran, dass es zu wenige Wohnungen oder keine Hilfe vom Staat
gibt. Armut und verschiedene psychische und soziale Faktoren bringen Menschen dazu, auf der Straße
zu leben.
Als arm giltst du in Deutschland, wenn du weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur
Verfügung hast. Das trifft auf fast 16 Prozent der Deutschen zu (etwa 13 Millionen Menschen). Diese
Zahl ist in den letzten Jahren immer mehr gestiegen. Besonders in den Bundesländern Berlin, Bremen
und Mecklenburg-Vorpommern leben viele Menschen, die wenig Geld haben.
Wo Flüchtlinge in Deutschland wohnen dürfen
Über Selmas Geschichte hast du schon einiges erfahren. Sie ist mit ihren Eltern aus Syrien nach
Deutschland geflohen und lebt in einer Flüchtlingsunterkunft. Weil über den Asylantrag der Familie
noch nicht entschieden wurde, darf sie auch innerhalb von Deutschland nicht einfach so reisen. Denn
für Asylbewerber gilt in Deutschland die sogenannte Residenzpflicht. Das Gesetz besagt, dass die
Menschen sich nur in dem Umkreis der für sie zuständigen Behörde aufhalten dürfen. Ob sie sich nur in
einer bestimmten Stadt, einer größeren Region oder sogar im ganzen Bundesland aufhalten dürfen, ist
in den Bundesländern unterschiedlich geregelt.
Anerkannte Geflüchtete dürfen zwar frei reisen, aber oft nicht selbst entscheiden, wo sie in Deutschland
leben möchten. Für sie gilt in der Regel die Wohnsitzauflage. Diese Regelung legt fest, wo jemand
wohnen darf, und soll dafür sorgen, dass in allen Teilen Deutschlands etwa gleich viele Geflüchtete
leben.
Wie ist das Wetter?
Selma berichtet Lisa von Temperaturen unter sieben Grad, trübem Wetter und Regen – das klingt nach
Winter in Deutschland. In den Bergregionen gibt es im Winter oft Schnee. Im Rest von Deutschland ist
es von Dezember bis Februar zwar meist kalt, aber nicht weiß, sondern eher grau und nass. Im
Frühling, von März bis Mai, sind die Temperaturen dann milder und es scheint oftmals die Sonne.
„Unser deutscher Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter“, schrieb Heinrich Heine. Wenn du es
gern richtig heiß magst, siehst du das vielleicht genauso. Denn über 30 Grad im Schatten wird es nur an
wenigen Tagen im Sommer. Die Monate Juni, Juli und August sind warm und trocken. In dieser Zeit gibt
es aber auch die meisten Gewitter und es kann zwischendurch sehr kühl und sehr nass werden.
Meist ist es zu Beginn des Herbstes im September noch mal länger warm und trocken, man spricht vom
„Altweibersommer“. Bis Ende November nehmen Regenwetter und Kälte dann immer mehr zu.
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