Landeskunde Wie wohnst du? Über die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland sind Mietwohnungen. Für eine Mietwohnung musst du monatlich Miete und Nebenkosten, also Strom, Heizung, Wasser, Müllgebühr, usw. bezahlen. Auch wer eine Eigentumswohnung besitzt, muss Nebenkosten und außerdem eine Grundsteuer bezahlen. Fast jeder Fünfte lebt allein, in Großstädten werden sogar mehr als ein Drittel der Wohnungen von nur einer Person bewohnt. Der Wohnraum in Deutschland ist in großen Städten wie Berlin, München, Hamburg oder Köln knapp und teuer, deswegen teilen sich in Universitätsstädten Studierende oft die Miete und bilden Wohngemeinschaften, kurz WGs. Ein Bier bitte! Die Deutschen trinken gern Alkohol, vor allem Bier und Wein werden häufig konsumiert: zum Essen, auf Partys, in der Kneipe oder in der Bar. Nach dem Gesetz darf man ab 16 Jahren leichte alkoholische Getränke wie Bier, Wein oder Sekt trinken oder kaufen. Hochprozentigeren Alkohol bekommen erst Personen ab 18 Jahren. Wenn du sehr jung aussiehst, wird man dich beim Kauf oder bei der Bestellung von alkoholischen Getränken nach deinem Ausweis fragen. Wenn du Alkohol getrunken hast und mehr als 0,5 Promille in Blut hast, darfst du nicht mehr Auto fahren. Bis zum 21. Lebensjahr gelten 0 Promille, weil du dann noch als Fahranfänger giltst. Auch beim Fahrradfahren gibt es eine Promillegrenze, sie liegt bei 1,6. Am besten ist aber, du trinkst überhaupt nicht, wenn du dich hinters Steuer oder aufs Fahrrad setzt. Denn bestraft werden kann man auch schon ab 0,3 Promille, wenn man auffällig gefahren ist. Regional oder international? Wenn du denkst, dass du in Deutschland nur einheimische Gerichte wie Kartoffeln, Bratwurst und Sauerkraut bekommst, liegst du falsch. Neben vielen regionalen Spezialitäten schätzt man längst auch die internationale Küche. Vor allem in großen Städten findest du Restaurants der verschiedensten Nationalitäten. Auch zu Hause in der eigenen Küche probieren viele Deutsche gern exotische Gerichte aus. Auf diesen Trend haben sich auch die Supermärkte eingestellt. Aber nicht nur sie bieten exotische Produkte an: Spezielle Zutaten kannst du auch in vielen kleinen zum Beispiel asiatischen oder türkischen Lebensmittelgeschäften bekommen. Für das Essen nehmen sich die Deutschen selten viel Zeit. Oft suchen sie nach Gerichten, die satt machen und die man schnell unterwegs essen kann. Der Schnellimbiss ist daher sehr beliebt. Imbissbuden gibt es überall, nicht nur in den Großstädten. Das Angebot dort ist groß, die Speisen sind nicht unbedingt gesund, aber lecker. Du findest natürlich traditionelle deutsche Gerichte wie Bratwurst oder Grillhähnchen mit Brötchen oder Pommes (Pommes frites), aber auch die Imbiss-Kultur in Deutschland ist längst international. Genauso beliebt wie die Bratwurst sind Pizza, Döner Kebab oder Burger. Neben kleinen Imbissbuden gibt es in Deutschland überall auch bekannte internationale Imbissketten und Fast Food Restaurants. Stimmt so! Im Restaurant, in der Kneipe oder auch beim Pizza-Lieferservice an der Wohnungstür ist es in Deutschland üblich, Trinkgeld zu geben. Etwa zehn Prozent des Rechnungsbetrags sind normal. Aber du entscheidest, ob und wie viel Geld du geben möchtest. Wenn du mit dem Service überhaupt nicht zufrieden warst, musst du auch kein Trinkgeld geben. Wenn du genau den Betrag übergibst, den du zahlen möchtest, inklusive Trinkgeld, dann sagst du: „Stimmt so.“ Dann weiß der Kellner Bescheid, dass er dir kein Geld herausgeben muss. Wenn du das Geld nicht passend hast, nennst du dem Kellner den Betrag, inklusive Trinkgeld, den du zahlen möchtest. Wenn du nichts sagst, dann gibt dir der Kellner das Wechselgeld genau heraus, ohne Trinkgeld. Zusammen oder getrennt? Wenn du in Deutschland mit Freunden gemeinsam im Restaurant bist und ihr zahlen möchtet, fragt der Kellner: „Zusammen oder getrennt?“ Es ist normal, dass jeder seinen Teil der Rechnung bezahlt. Ihr zahlt dann „getrennt“ und der Kellner rechnet mit jeder Person einzeln ab. Warst du schon mal in …? In Deutschland gibt es viele bekannte Städte. Jede Stadt hat ihre Sehenswürdigkeiten, für die sie bei Touristen und Einheimischen beliebt ist. Das solltest du dir anschauen, wenn du die folgenden Städte besuchst: Die Hauptstadt Berlin ist die größte Stadt des Landes und hat eine bewegte Geschichte. Hier gibt es sehr viele Sehenswürdigkeiten und viele der bekanntesten Museen Deutschlands. Interessierst du dich für die Geschichte Deutschlands während der Teilung? Dann solltest du das Brandenburger Tor, die Reste der Mauer an der East Side Gallery oder den Potsdamer Platz besuchen. Am Checkpoint Charlie war früher ein Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin; heute ist hier ein Museum, das über die Zeit der Teilung der Stadt informiert. Hamburg ist die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Durch Hamburg fließen zwei Flüsse (Elbe und Alster). Die Elbe fließt bei Hamburg in die Nordsee. Es gibt hier also viel Wasser, Kanäle und Brücken. Der Hamburger Hafen mit der Speicherstadt ist ein Muss für Touristen, man nennt ihn gern das „Tor zur Welt“. Ende 2016 wurde hier die Elbphilharmonie eröffnet, die als neues Wahrzeichen der Stadt gilt. Gleich in der Nähe findest du das Vergnügungsviertel St. Pauli und den Hamburger Michel, eine barocke Kirche, die weithin sichtbar ist. Auch den Fischmarkt solltest du auf keinen Fall verpassen. Köln ist bekannt für seinen Dom. Er ist die dritthöchste Kirche der Welt und gehört zum Weltkulturerbe. Mit seinen zwei Türmen prägt er das Stadtbild schon von Weitem. Um ihn herum findest du die wichtigsten Museen und Einkaufsstraßen. Ganz in der Nähe fließt auch der Rhein, auf dem viele große Frachtschiffe unterwegs sind. Köln wurde vor über 2000 Jahren von den Römern gegründet. Mehr darüber erfährst du im Römisch-Germanischen Museum. Die Stadt ist auch für ihren Karneval berühmt, hier kannst du rheinische Lebensfreude pur erleben. Nord, Süd, Ost und West Das Wattenmeer, die Steilküste, viele kleine Inseln, Wind, flaches Land, Felder: Das ist Norddeutschland. Die Küste ist die beliebteste Urlaubsregion in Deutschland, auch bei den Deutschen selbst. In Süddeutschland findest du den Bodensee, die Großstadt München und die Berge: Mittelgebirge wie den Schwarzwald oder den Bayerischen Wald und natürlich die Alpen mit dem höchsten deutschen Berg, der Zugspitze (2962 Meter). Viele Leute fahren gern zum Wandern, Rad- oder Skifahren in den Süden. Im Westen Deutschlands, im und um das Ruhrgebiet herum, liegen die meisten großen Städte, zum Beispiel Köln oder Düsseldorf. Früher gab es hier viel Industrie. Die Gegend am Rhein ist berühmt für den Karneval, der am 11. November offiziell eröffnet und dann mit dem Straßenkarneval im Februar oder März endet. Ostdeutschland erstreckt sich über das Gebiet der ehemaligen DDR. Nach der Wende wurden viele baufällige Gebäude, Plätze und Brücken in Städten wie Dresden, Leipzig oder Weimar umfangreich restauriert und ziehen heute zahlreiche Touristen aus der ganzen Welt an. Außerdem kannst du im Harz oder im Thüringer Wald gut wandern oder in der Sächsischen Schweiz steile Felsen hochklettern. Spezialitäten aus Deutschland Eine spezifische deutsche Küche suchst du vergeblich, denn die gibt es nicht. Stattdessen gibt es viele regionale Spezialitäten, die manchmal auch durch die Küche der Nachbarländer beeinflusst wurden. Labskaus ist ein altes Seemannsgericht, ein Brei aus gepökeltem Rindfleisch, roter Beete, Zwiebeln und Kartoffeln. Meist gibt es Matjes (eingelegten Hering) Gewürzgurke und Spiegelei dazu. Labskaus wird in ganz Norddeutschland, aber auch in den Nachbarländern Dänemark und Schweden gegessen und steht auf den Speisekarten vieler Restaurants. Die Weißwurst ist eines der bekanntesten deutschen Gerichte. Sie ist aber nur in Bayern typisch. Dort gibt es zum Frühstück häufig Weißwürste, süßen Senf, eine Brezel und oft sogar ein Bier dazu. Weißwürste bestehen zum Großteil aus Kalbfleisch, viele Metzgereien haben ihr eigenes, geheimes Rezept. Die Wurst wird gekocht und vor dem Essen aus dem Darm geschält. Soljanka kommt aus der osteuropäischen Küche und war in der DDR eines der beliebtesten Gerichte. Auch heute ist es vor allem in Ostdeutschland verbreitet und wird sowohl zu Hause gekocht als auch in Restaurants als Vorspeise angeboten. Soljanka ist ein Eintopf mit Fleisch, Fisch oder Pilzen als Hauptzutat. Hinzu kommen Tomaten, Paprika, Gewürzgurken, Wurst, frische Kräuter und – je nach Rezept – Kartoffeln, Weißkohl, Karotten, Kapern und Oliven. Soljanka isst man mit Zitrone und Sahne. Himmel und Erde (auch: Himmel un Ääd) kannst du im Westen Deutschlands probieren. Das Gericht besteht aus Äpfeln, die am Baum wachsen und dem Himmel nahe sind, und Kartoffeln aus der Erde. Daher der Name. Zu dem Brei aus Kartoffeln und Äpfeln gibt es gebratene Blutwurst, Speck oder Leberwurst und knusprige Röstzwiebeln. Welche Sprachen spricht man in Deutschland? Natürlich wird in Deutschland erst mal Deutsch gesprochen. Es gibt auch sehr viele Dialekte, aber die spricht man nur in bestimmten Regionen. Ein Bayer versteht kein norddeutsches „Platt“, wie umgekehrt der Norddeutsche die bayerische Mundart nicht beherrscht. Wenn du in Deutschland lebst, solltest du also die deutsche Sprache lernen. Man schätzt es, wenn du dich bemühst, auf Deutsch zu kommunizieren. Solltest du einmal nicht die richtigen Wörter kennen, versuch es einfach auf Englisch – denn das haben fast alle Deutschen in der Schule gelernt. Englisch ist also die mit Abstand häufigste Fremdsprache der Deutschen. Danach folgen Französisch und Spanisch. Da Deutschland aber ein Einwanderungsland ist und Migranten nicht nur ihre Kultur, sondern natürlich auch ihre Sprache mit ins Land bringen, sind vor allem in den Städten auch viele andere Sprachen zu hören, vor allem Türkisch und Italienisch. Deutsch lernen in Deutschland Willst du die deutsche Sprache im Land lernen? Viele Sprachinstitute bieten tagsüber oder abends Kurse auf verschiedenen Niveaustufen an, bekannt sind das Goethe-Institut oder die Volkshochschule (kurz VHS), die es in fast jeder Stadt gibt. Für einen Sprachkurs an der Sprachschule musst du normalerweise bezahlen. Unter bestimmten Umständen, zum Beispiel, wenn du ein anerkannter Flüchtling bist, übernimmt der Staat den größten Teil der Kosten für den Kurs. Du kannst dann einen sogenannten Integrationskurs besuchen und musst selbst nur wenig Geld bezahlen. Nach Abschluss des Kurses musst du eine Prüfung bestehen. Danach kannst du dich um einen Arbeitsplatz in Deutschland bewerben. Wenn du gern online lernst, findest du im Internet viele gute Angebote zum Deutschlernen von Einzelmaterialien bis hin zum richtigen Sprachkurs. Wer spricht Deutsch? Rund 105 Millionen Menschen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg sprechen Deutsch als Muttersprache. Auch in Teilen von Belgien, Ostfrankreich und in Südtirol (Italien) wird Deutsch gesprochen. Vor allem innerhalb der Europäischen Union und in anderen Ländern Ost- und Zentraleuropas ist Deutsch verbreitet. Aber nicht nur dort spielt Deutsch als Fremdsprache eine wichtige Rolle. In rund 144 Ländern der Welt wird Deutsch unterrichtet, sogar in Nordkorea. Nach Englisch, Chinesisch und Französisch wechseln sich Spanisch und Deutsch als vierthäufigst gelernte Fremdsprache der Welt regelmäßig ab. Wie wohnen die Deutschen? Über 40 Prozent der deutschen Haushalte verfügen über eigene Häuser oder Wohnungen, die sie selbst nutzen. Aber die meisten Menschen leben in Mietwohnungen – mehr als in allen anderen europäischen Ländern. Besonders in größeren Städten werden mehr als ein Drittel der Wohnungen von nur einer Person bewohnt. Das sind häufig alte Menschen, Singles oder Leute, die aus beruflichen Gründen allein leben. Im Durchschnitt leben 2,2 Personen in einem Haushalt. Für eine Mietwohnung musst du monatlich Miete und Nebenkosten zum Beispiel für Heizung, Wasser und Müllabfuhr bezahlen. In Städten teilen sich junge Leute oder Studierende oft Wohnungen und Miete und bilden sogenannte Wohngemeinschaften, kurz WGs. Viele Deutsche haben Haustiere wie zum Beispiel Katzen oder Hunde. Unterwegs mit dem Fahrrad Fährst du gern Fahrrad? Dann bist du in Deutschland genau richtig. Viele Menschen benutzen das Rad im Alltag, und in ihrer Freizeit machen sie gern Radtouren. In den Städten gibt es neben Straßen und Fußwegen auch spezielle Wege für Radfahrer. Als Fußgänger musst du aufpassen, wenn du einen Radweg betrittst. In ganz Deutschland gibt es ein Netz von relativ gut ausgeschilderten Fernradwanderwegen. Viele führen entlang von Flüssen durch besonders schöne Landschaften und Naturschutzgebiete und sind auch für Familien mit Kindern geeignet. Wenn du in Deutschland mit dem Fahrrad fährst, sollte das Rad verkehrssicher sein. Das heißt, es braucht Beleuchtung, gute Bremsen und noch einiges mehr. Gut zu wissen: Die Polizei kontrolliert ab und zu auch Fahrradfahrer. Zwei Zimmer, Küche, Bad 2ZKB: zwei Zimmer, Küche und Bad: Die Wohnung hat zwei Zimmer, eine separate Küche und ein separates Badezimmer. 34 m² Wfl.: Wohnfläche: Die Wohnung ist 34 Quadratmeter groß. MKM: Monatskaltmiete: Gemeint ist die Grundmiete, also nur der Preis für die Fläche. Dazu kommen monatlich noch die Nebenkosten. NK, BK: Nebenkosten, Betriebskosten: Nebenkosten oder Betriebskosten kommen zur Kaltmiete dazu. Man bezahlt monatlich etwas für Heizung, Müllabfuhr und den Hausmeister. WM: Warmmiete: Die Warmmiete sind alle anfallenden Kosten für den Monat, also Kaltmiete und Nebenkosten zusammen. Nur die Kosten für den Strom muss man meist noch extra zahlen. EG: Erdgeschoss: Die Wohnung liegt im Erdgeschoss. DG: Dachgeschoss: Die Wohnung liegt im Dachgeschoss. 1. OG: erstes Obergeschoss: Die Wohnung liegt im ersten Obergeschoss beziehungsweise in der ersten Etage des Hauses. EBK: Einbauküche: Die Küche ist möbliert, das heißt, Schrank, Herd, Spülmaschine etc. sind vorhanden. TLB: Tageslichtbad: Das Badezimmer hat ein Fenster. Viele Mietwohnungen haben Badezimmer ohne Fenster. WB: Wannenbad: Im Badezimmer gibt es eine Badewanne. DB: Duschbad: Das Badezimmer hat nur eine Dusche und keine Badewanne. WG-Zimmer gesucht Das passende WG- Zimmer zu finden, ist mitunter nicht ganz leicht, denn WG-Zimmer sind vor allem in Universitätsstädten heiß begehrt und knapp. Meist gibt es viele Interessenten, und du musst ein WGCasting über dich ergehen lassen. Das ist eine Art Bewerbungsgespräch, in dem die anderen Bewohner der WG herausfinden wollen, wer von den Interessenten am besten zu ihnen passt. Auf Fragen zu deiner Bereitschaft zu putzen, deinem Musikgeschmack oder deinem Tagesrhythmus solltest du dabei vorbereitet sein Im Wohnzimmer Für die meisten Menschen in Deutschland ist die Wohnung oder das Haus ein Ort, an dem sie gerne viel Zeit verbringen. Deshalb soll es hier gemütlich und schön sein, so dass man sich wohlfühlt – ganz besonders im Wohnzimmer. Für die Einrichtung geben die meisten Deutschen viel Geld aus. In einem deutschen Wohnzimmer findest du in der Regel ein Sofa, ein oder zwei Sessel und einen kleinen Tisch. Die allermeisten Leute haben einen Fernseher und eine Stereoanlage im Wohnzimmer, oft gibt es auch Bücherregale, einen Teppich und natürlich Zimmerpflanzen. Wohin mit dem Hausmüll? Über 600 Kilo Müll produziert jeder Deutsche pro Jahr. Wenn du in einer Mietwohnung in Deutschland lebst, musst du deinen Müll laut Hausordnung trennen. Meistens gibt es in Mietshäusern eine blaue Tonne fürs Altpapier, eine grüne oder braune Tonne für Biomüll und eine graue Tonne für den Restmüll. In der gelben Tonne kannst du deinen Plastikmüll entsorgen, aber Achtung, nicht die EinwegPlastikflaschen: Auf diese zahlst du in Deutschland im Geschäft ein Pfand von 0,25 Euro. Das Geld bekommst du zurück, wenn du die Flaschen nach dem Gebrauch wieder im Geschäft abgibst. Kinderbetreuung Wenn du in Deutschland einen Platz in einer Betreuungseinrichtung (deutsch: Kindertagesstätte, kurz: Kita) für dein Kind suchst, ist das meist nicht so leicht. Grundsätzlich gibt es für Kinder unter drei Jahren Betreuungsmöglichkeiten in Kinderkrippen. Kinder von drei bis sechs Jahren können in den Kindergarten gehen. Viele Schulen haben einen Hort oder eine offene Ganztagsschule (OGS), in dem die Kinder am Nachmittag betreut werden. Seit 2013 haben zwar alle berufstätigen Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab einem Jahr, allerdings ist es oft nicht leicht, Betreuungsplätze in einer wohnortnahen Einrichtung zu bekommen. Vor allem in den Bundesländern im Westen Deutschlands ist das Angebot knapp. Das hat historische Gründe. Während der deutsch-deutschen Teilung war es in der DDR üblich, dass auch Frauen berufstätig waren und Kinder schon sehr früh in Betreuungseinrichtungen gegeben wurden. In der BRD dagegen waren Mütter mit kleinen Kindern meist nicht berufstätig, und es bestand lange keine große Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen. Das ist heute anders. Wenn du in Deutschland lebst und mit deinem Partner/deiner Partnerin ein Kind möchtest, solltet ihr euch am besten schon vor der Geburt des Kindes über die Betreuungsmöglichkeiten in eurer Umgebung informieren und gegebenenfalls für einen Platz anmelden. Die Gebühren für Kinderbetreuungsplätze erhebt die jeweilige Stadt oder Gemeinde, in der du lebst. Du kannst dein Kind aber auch in privaten Betreuungseinrichtungen anmelden. Diese haben eigene Gebührenordnungen und sind meist teurer als die städtischen Kitas. Mahlzeit! Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettelmann: Dieses alte deutsche Sprichwort gilt nicht mehr, auch wenn die Deutschen allgemein als Frühstücksnation gelten. Tatsächlich ist diese Mahlzeit in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sehr wichtig, vor allem am Wochenende. In den meisten Cafés, Kneipen oder Bistros bekommst du ein richtig gutes Frühstück, oft gibt es eine eigene Frühstückskarte und ein großes Angebot. Aber im Alltagsstress unter der Woche schaffen es auch viele Deutsche am Morgen nicht, mehr als einen Kaffee oder Tee mit einem Brot oder Brötchen zu sich zu nehmen. Auch das Mittagessen ist eine wichtige Mahlzeit. Allerdings findet es unter der Woche meist nicht zu Hause statt. In vielen großen Firmen gibt es für die Mitarbeiter Kantinen und auch in vielen Schulen wird ein Mittagessen angeboten. Möchtest du im Restaurant zu Mittag essen, findest du meist günstige Mittagsangebote. Keine Angst! Am Abend musst du nicht unbedingt essen wie ein Bettelmann. Zwar besteht das klassische deutsche Abendessen tatsächlich nur aus Brot mit Käse oder Wurst. Deshalb wird es auch „Abendbrot“ genannt. Aber in vielen Familien, deren Mitglieder sich mittags nicht sehen, wird am Abend gekocht. Auch wenn du abends zum Essen eingeladen bist, bietet man dir eher eine warme Mahlzeit als belegte Brote an. In Restaurants und Kneipen bekommst du abends natürlich auch „Warme Küche“. Freizeitaktivitäten Viele Deutsche planen ihre Freizeitaktivitäten genau. Das gilt auch für die Kinder. Oft wollen Eltern ihre Kinder möglichst früh und optimal fördern. Du musst dich also nicht wundern, wenn du deutsche Kinder triffst, die neben der Schule ein ausgefülltes Nachmittagsprogramm haben. Besonders beliebt sind Sportkurse jeder Art wie Fußball, Volleyball, Tennis oder Reiten. Viele Kinder und Jugendliche spielen ein Musikinstrument. Manche Kinder haben viele Hobbys und eine volle Woche, die meisten haben aber nur ein oder zwei Nachmittage pro Woche für ein Hobby verplant. Denn vielen Familien ist es genauso wichtig, dass ihre Kinder in der Freizeit Zeit zum Spielen haben. Schulferien Wenn du dich in den Sommerferien mit Familien, die in einem anderen deutschen Bundesland leben, für einen gemeinsamen Urlaub verabreden möchtest, kann das eventuell schwierig werden. Denn die Ferienzeiten sind in Deutschland in jedem Bundesland ein bisschen anders. Die Sommerferien in Deutschland sind mit sechs Wochen im Vergleich zu vielen anderen Ländern ziemlich kurz. Die Ferienzeit verteilt sich aber auf die Monate Juni bis September. Wohnst du in MecklenburgVorpommern, musst du vielleicht Anfang August bereits wieder in die Schule, während die Kinder in Bayern erst Ende Juli in die Ferien gestartet sind. Die Regelung kam zustande, um das große Verkehrschaos jeweils zu Beginn oder Ende der Ferienzeit zu vermeiden, wenn alle gleichzeitig mit dem Auto in den Urlaub fahren. Die Ferienzeiten legen die meisten Bundesländer in Absprache miteinander fest, sie ändern sich jedes Jahr. Natürlich gibt es nicht nur im Sommer Ferien. Insgesamt sind in jedem Schuljahr 75 Werktage (inklusive 12 Samstage) frei. Die Tage verteilen sich über das ganze Jahr. Längere Ferienzeiten gibt es auch im Herbst und im Winter. Öffnungszeiten Die meisten Supermärkte und Geschäfte haben nachts und sonntags geschlossen. In kleineren Städten schließen die Geschäfte in der Regel schon um 18 oder 19 Uhr. Ausnahmen gibt es oft an Bahnhöfen, wo du teilweise länger einkaufen kannst. In Großstädten haben vor allem Supermärkte schon mal bis 22 Uhr auf. Außerdem gibt es Kioske und kleine Läden, die auch noch länger offen haben. Die sind dann meist etwas teurer. Bei Restaurants musst du beachten, bis wann die Küche geöffnet hat. Tipp: Auch Apotheken schließen abends, aber es gibt normalerweise in jedem Stadtviertel eine Apotheke, die nachts geöffnet hat. Das heißt dann Notdienst, und die Apotheken wechseln sich dabei ab. Welche Apotheke wann Notdienst hat, steht außen an jeder Apotheke oder im Internet. Tag und Nacht Im Verlauf eines Jahres sind die Tage und Nächte in Deutschland unterschiedlich lang. Der kürzeste Tag des Jahres ist der 21. Dezember. Da wird es ungefähr um halb 9 Uhr hell und um 16 Uhr dunkel. Viele Leute verbringen dann mehr Zeit gemütlich zu Hause. Am 21. Juni geht die Sonne erst gegen 22 Uhr unter. Das ist der längste Tag. In Norddeutschland sind die Unterschiede etwas stärker als in Süddeutschland. Zeitumstellung Zweimal im Jahr wird die Zeit um eine Stunde verstellt. In der Nacht auf den letzten Sonntag im März wird die Uhr von 2 Uhr nachts auf 3 Uhr vorgestellt. Dann beginnt die Sommerzeit. Am letzten Sonntag im Oktober wird sie dann wieder zurückgestellt. Warum macht man das? Man hoffte ursprünglich, dass man so mehr Tageslicht nutzen kann und weniger elektrisches Licht braucht. Laut dem Umweltbundesamt klappt das allerdings nicht. Zwar wird abends später das Licht angeknipst, dafür wird in den Morgenstunden mehr geheizt. Arbeitszeiten Die durchschnittliche Arbeitswoche in Deutschland umfasst 38,5 oder 40 Stunden. Man arbeitet dann Vollzeit oder hat eine Vollzeitstelle. Manche Leute arbeiten Teilzeit oder haben eine Teilzeitstelle. Sie sind dann zum Beispiel 20 oder 30 Stunden in der Woche beruflich tätig. Sicherlich findest du auch Leute, die viel mehr oder viel weniger arbeiten. Zum Beispiel wird in der Gastronomie oft länger gearbeitet, so wie Max und Tarek das tun. Insgesamt ist die Arbeitszeit im Lauf der Zeit jedoch weniger geworden. In einer Fabrik, im Hotel oder im Krankenhaus arbeiten die Leute meist im Schichtdienst, also zum Beispiel eine Woche nachts und die nächste Woche tagsüber. In vielen Büros gibt es flexible Arbeitszeiten. Du kannst dann selbst bestimmen, wann du mit der Arbeit beginnst, musst aber die im Arbeitsvertrag vereinbarte Stundenzahl erreichen. Bei Arbeitsstellen mit Kundenkontakt ist das allerdings nicht möglich. Manche Firmen bieten inzwischen die Möglichkeit an, Homeoffice zu machen, also von zu Hause aus zu arbeiten. Das kann ein Tag pro Woche sein oder auch die komplette Zeit umfassen. Pünktlichkeit „Die Deutschen sind immer pünktlich – noch pünktlicher sind nur die Schweizer!“ Das ist natürlich ein Stereotyp, das du bestimmt schon gehört hast. Vor allem Leute, die keinen Kontakt zu Deutschen oder Schweizer/innen haben, vertreten solche allgemeinen Meinungen. Unbestritten ist jedoch, dass Pünktlichkeit in Deutschland ernster genommen wird als in vielen anderen Regionen der Welt. Vor allem im beruflichen Kontext sind Termine verbindlich. In der Ausbildung, beim Arzt oder bei der Arbeit solltest du pünktlich sein. Wenn du deine Vorgesetzten, Kollegen oder Kunden warten lässt, kannst du Probleme bekommen. Auch im privaten Bereich ist es oft unhöflich, zu spät zu kommen. Sag zumindest vorher Bescheid, wenn du dich verspäten solltest. Berufe und Tätigkeiten Lisa ist Lehrerin und Nico soll Ingenieur werden. Max ist eigentlich Bankkaufmann und Tarek Elektriker, aber beide arbeiten auch im Restaurant. Was macht man in diesen Berufen? Welche weiteren Berufe und Tätigkeiten kennst du? Lisa hat in ihrem Beruf täglich mit Menschen zu tun. Weitere Berufe mit Menschen sind zum Beispiel Erzieher/in, Krankenschwester oder Altenpfleger/in. Typische Tätigkeiten sind Kinder betreuen, Patienten behandeln oder sich um Senioren kümmern. Als Ingenieur soll Nico später Projekte leiten oder Gebäude planen. Aber erst einmal hilft er im Restaurant. Dort bedient er Gäste und bereitet Essen und Getränke vor. Tarek hat als Elektriker gearbeitet und zum Beispiel Stromanschlüsse installiert. Andere Handwerkerberufe sind etwa Mechatroniker/in, Maler/in oder Friseur/in. Man arbeitet mit den Händen, repariert also Autos, schneidet Haare oder stellt Produkte her. Max hat als Bankkaufmann im Büro gearbeitet. Ebenso wie ein Sachbearbeiter/eine Sachbearbeiterin oder ein Büroassistent/eine Büroassistentin hat er Kunden beraten, E-Mails geschrieben und telefoniert. Die Bewerbung Was gehört zu den Bewerbungsunterlagen? Die meisten Bewerbungen in Deutschland sendest du heutzutage per E-Mail. Nur selten musst du noch Papierdokumente verschicken. Egal in welcher Form, besteht eine Bewerbung normalerweise aus einem Anschreiben, einem Lebenslauf und den Ausbildungs- und Arbeitszeugnissen. Manchmal musst du ein Motivationsschreiben oder eine Arbeitsprobe ergänzen. Das Anschreiben ist ein Brief, der sich auf die Stellenanzeige bezieht. Darin erklärst du kurz, warum du dich für die Stelle in der Firma interessierst und fasst deine Qualifikationen zusammen: Warum bin ich für diese Stelle geeignet? Der Lebenslauf ist eine Tabelle, in der du die Stationen deiner schulischen und beruflichen Laufbahn kurz mit Daten aufzählst. Dazu gehören ein Foto und die eigene Unterschrift. Der Bewerbung fügst du aktuelle Zeugnisse zur Ausbildung und zu Arbeitserfahrungen bei. Das sind offizielle Dokumente, in denen dein ehemaliger Arbeitgeber deine Ausbildung oder Tätigkeit bestätigt. Diese Dokumente musst du möglicherweise übersetzen lassen. Am besten lässt du dir die Bewerbungsunterlagen von jemandem Korrektur lesen, damit sie fehlerfrei sind. Das Bewerbungsgespräch Super, deine Bewerbung war erfolgreich und du bist zum Bewerbungsgespräch eingeladen! Das ist deine Chance. Beim Bewerbungs- oder Vorstellungsgespräch kannst du dich dem möglichen zukünftigen Arbeitgeber von deiner besten Seite präsentieren. Klar, dass du pünktlich mit schicker Kleidung und bestens vorbereitet zum Gespräch kommst. Zur Vorbereitung gehört zunächst einmal, dass du dich vorher gut über die Firma und die Branche informierst. Das gibt dir Sicherheit im Gespräch und macht einen guten Eindruck. Außerdem willst du ja für dich selbst klären, ob du in der Firma arbeiten möchtest und welche Fragen du noch hast. Gerade bei einem Bewerbungsgespräch in einer Fremdsprache ist es wichtig, dass du deine Ausbildung und deinen beruflichen Werdegang – also welche Schule du wann abgeschlossen hast oder wann du als was gearbeitet hast – gut zusammenfassen kannst. Halte das knapp und übe es vorher. Überleg dir, welche Fragen dir möglicherweise gestellt werden und bereite dich darauf vor. Die Ausbildung Nach der Schule musst du dich entscheiden: Wie geht es weiter? Studieren oder eine Ausbildung machen? Oder erst einmal ein Praktikum? Bei einer Berufsberatung kannst du dich über die verschiedenen Möglichkeiten informieren. Wenn du nicht studieren willst oder das nicht geht, bietet sich eine Ausbildung an. Dabei lernst du normalerweise in einem Betrieb oder einer Firma einen Beruf. Das dauert zwischen zwei und vier Jahren. Voraussetzung für die Ausbildung ist ein Schulabschluss und ein Vorstellungsgespräch, manchmal auch ein Eignungstest. Beliebte Ausbildungsberufe in Deutschland sind zum Beispiel Industriemechaniker/in, Kaufmännische/r Angestellte/r oder Altenpfleger/in. Bei vielen Ausbildungslehrgängen lernst du an festen Wochentagen oder in bestimmten Zeitblöcken in der Berufsschule die theoretischen Grundlagen für deinen Beruf. Das heißt dann „duale Ausbildung“, weil du gleichzeitig Theorie und Praxis lernst. Deine Ausbildung schließt du mit einer Prüfung ab. Sie ist eine wichtige Grundlage für eine qualifizierte Arbeit. Einkaufen in der Stadt Typisch für deutsche Innenstädte sind verkehrsberuhigte Einkaufsstraßen. Dort reihen sich verschiedene Geschäfte aneinander – Bekleidungsgeschäfte, Schuhläden, Handyläden, Apotheken, Friseure, Imbisse, Drogerien und Supermärkte. Dazwischen und darüber sind zahlreiche Büros und Wohnungen. In Großstädten gibt es große Kaufhäuser, in denen du fast alles kaufen kannst. Dort findest du auch Einkaufszentren und Einkaufspassagen. Auf dem Wochenmarkt kannst du frisches Obst und Gemüse aus der Region kaufen. Erkundige dich, wann und wo der Wochenmarkt in deiner Stadt stadtfindet. Wichtige Orientierungspunkte in der Stadt sind das Rathaus, das Theater und die Kirchen oder der Bahnhof. Aber auch der Marktplatz spielt eine wichtige Rolle im städtischen Alltag. Im Sommer kannst du dich nach einem Einkaufsbummel draußen ins Café oder Restaurant setzen und dir das geschäftige Treiben ansehen. Straßennamen und Hausnummern in Deutschland Hauptstraße, Schulstraße, Gartenstraße, Bahnhofsstraße Schon mal gehört? Das sind die vier häufigsten Straßennamen in Deutschland. Sie bezeichnen die (teilweise ehemalige) geographische Eigenschaft oder Funktion der Straße in der Stadt. So ist oder war die Hauptstraße die wichtigste Straße in der Stadt, die Schulstraße die Straße bei der Schule, die Gartenstraße lief oder läuft an den Gärten entlang, und die Bahnhofstraße führt zum Bahnhof. Birkenweg und Lindenstraße, auf den Plätzen sechs und sieben in der Häufigkeitsliste, sind Beispiele für Straßen mit Namen aus der Natur: Hier wurden Bäume als Namensgeber gewählt. Viele Straßen sind außerdem nach berühmten Persönlichkeiten benannt, zum Beispiel nach Schriftstellern wie die Schillerstraße und die Goethestraße. Bei Neubauvierteln findest du oft thematisch passende Straßennamen, zum Beispiel ein Viertel mit Komponisten: Mozartstraße, Beethovenstraße und Haydnstraße. Und in welcher Straße wohnst du? Es gibt unterschiedliche Varianten, wie Hausnummern angeordnet sein können. Meist findest du die geraden Nummern auf der rechten Straßenseite und die ungeraden Nummern auf der linken Straßenseite. Öffentliche Verkehrsmittel Emma fährt am liebsten mit der Straßenbahn. Vielleicht, weil die Straßenbahn so gemütlich auf Schienen durch die Stadt rollt. In einigen Städten wurde sie im Lauf der Zeit abgeschafft, um mehr Platz für Autos auf den Straßen zu schaffen. Andere Städte wiederum haben ihr Straßenbahnnetz modernisiert. 1902 wurde in Berlin die erste U-Bahn in Deutschland eröffnet. In vielen größeren Städten ist die UBahn bis heute das schnellste Verkehrsmittel. Das „U“ steht hierbei für „Untergrund“, obwohl die UBahn zum Beispiel in Hamburg oder Berlin manchmal auf Brücken fährt. Die S-Bahn, die Stadtschnellbahn, verband ursprünglich die Vororte mit dem Zentrum einer Stadt. Das verbreiteteste öffentliche Verkehrsmittel ist der Bus. Auf dem Land fahren Busse aber oft nur selten, dort bist du auf ein Auto angewiesen. In größeren Städten dagegen findest du ein dichtes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln, die sogar nachts fahren. Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel musst du vor der Fahrt kaufen, am Ticketschalter, am Automaten oder im Internet. Oft gibt es günstige Tagestickets, Mehrfahrtenkarten oder Abokarten für einen bestimmten Zeitraum. Erkundige dich am Infostand oder im Internet, welche Möglichkeiten es in deiner Stadt gibt. Arbeitsplätze im Büro Ungefähr die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland arbeitet heutzutage in einem Büro, die meisten von ihnen in Einzel- oder Zweierbüros. Großraumbüros, in denen 10, 20 oder noch mehr Menschen gleichzeitig arbeiten – oft abgetrennt durch Stellwände –, sind in Deutschland weniger verbreitet als zum Beispiel in den USA. Allerdings steigt ihre Zahl an. Kennst du moderne Büroformen? In manchen Büros haben die Beschäftigten keinen festen Schreibtisch mehr, sondern benutzen den jeweils freien Tisch und können sich von dort einloggen. Andere Leute haben gar kein Büro mehr, sondern arbeiten mit dem Laptop von unterwegs oder im Café. Homeoffice, Arbeit von zu Hause aus, machen allerdings nur zwölf Prozent aller Beschäftigten in Deutschland – weniger als der EU-Durchschnitt. Besonders in Großstädten wie Berlin gibt es seit einiger Zeit auch immer häufiger so genannte „Coworking Spaces“, die ursprünglich vor allem in Kalifornien in den USA verbreitet waren. Das sind große, offene Büros, in denen Selbständige, besonders aus der Internet- oder Kreativwirtschaft, zeitlich befristet einen Arbeitsplatz mieten und zusammenarbeiten können. Morgens in Deutschland Die Deutschen sind im Ausland für ihr reichhaltiges Frühstück bekannt. Aber natürlich triffst du auch viele, bei denen Zeit und Appetit morgens nur für einen Kaffee reichen. Aber das klassische deutsche Frühstück besteht aus verschiedenen Brotsorten und Brötchen, Marmelade und Kaffee oder Tee. Wer den Tag lieber herzhaft beginnt, isst zum Brot Käse und Wurst. Viele mögen morgens auch Müsli mit Milch oder Joghurt. Unter der Woche ist das Frühstück allerdings bei vielen eine Frage der Zeit, aber am Wochenende darf es nicht fehlen. Dann ist auch noch mehr Abwechslung gefragt: Saft, Toast, Brötchen, Joghurt, Quark und Obst bereichern den Tisch. Neben dem klassischen Frühstücksei gibt es auch Rührei. In vielen Cafés in Deutschland kannst du von morgens bis zum Nachmittag ein Frühstück bestellen. Oft gibt es eine spezielle Frühstückskarte mit verschiedenen Angeboten. Kohl und Kraut Die Deutschen essen nur Sauerkraut – keine Angst, das stimmt nicht. Aber Kohl ist beliebt. Diese Tatsache brachte den Deutschen sogar einen Spitznamen ein: „Krauts“. So nannten zuerst die englischen und US-amerikanischen Soldaten ihre deutschen Gegner im Ersten Weltkrieg. Aber noch heute steht der Name im Ausland scherzhaft für die Deutschen – und das zu Recht. Ob Grünkohl, Rosenkohl, Rotkohl, Blumenkohl oder Kohlrabi, der Kohl spielt in der deutschen Küche eine große Rolle. Der Kohlrabi ist so typisch deutsch, dass er vielerorts genauso heißt wie hierzulande: in England, den USA, den Niederlanden, Russland oder auch in Japan. Aber am bekanntesten ist im Ausland das Sauerkraut. Gesund und lecker ist es fester Bestandteil der bayerischen Küche, kommt aber auch im Rest Deutschlands oft auf den Tisch. Die „Krauts“ haben es aber nicht erfunden. Sauerkraut kommt aus Frankreich. Und erstaunlich, aber wahr: Dort und in den USA ist der pro Kopf-Verbrauch an Sauerkraut viel höher als hier. Wer erledigt die Hausarbeit? Welche Arbeiten im Haushalt machst du? Was macht dein Partner oder deine Partnerin? Über Gleichberechtigung zwischen Geschlechtern wird in Deutschland viel diskutiert: im Job, bei der Kindererziehung und auch bei der Hausarbeit. „Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann“, heißt es in einem deutschen Schlager aus den 1970er Jahren. Damals war es üblich, dass der Mann das Geld verdiente und die Frau sich um Haushalt und Kinder kümmerte. Heute sieht die Wunschvorstellung junger Paare in Deutschland so aus: Beide arbeiten und beide kümmern sich um Kindererziehung und Haushalt. Die Realität zeigt aber: Zwar arbeiten in vielen Familien beide Partner, aber die Hausarbeit machen meist die Frauen – zusätzlich zum Job. Nach einer Statistik der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) verbringen Frauen in Deutschland über 160 Minuten pro Tag mit Hausarbeit, Männer nur etwa 90. Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich im Mittelfeld. In Skandinavien klappt die Aufteilung besser, in Südeuropa schlechter als in Deutschland. Machst du gern Sport? Was machst du gern in deiner Freizeit? Joggst du? Spielst du Fußball, Tischtennis oder Volleyball? In Deutschland hast du viele Möglichkeiten, deine Freizeit sportlich aktiv zu gestalten. Denn die Deutschen lieben Sport – und das gilt nicht nur für Fußball. In Deutschland gibt es ungefähr 90.000 Sportvereine mit insgesamt etwa 23 Millionen Mitgliedern. Da ist für jeden etwas dabei, vom Angelverein bis zur Yoga-Gruppe. Natürlich kannst du auch allein Sport machen, aber die Mitgliedschaft im Verein hat den Vorteil, dass du hier Leute aus deiner Umgebung triffst und kennenlernst, die das gleiche Hobby haben wie du. Für einen meist geringen Mitgliedsbeitrag kannst du Sportgeräte und Räume nutzen, dich mit anderen austauschen und an Wettbewerben teilnehmen. Viele Deutsche arbeiten ehrenamtlich in Vereinen, zum Beispiel als Trainer. Nur durch ihr Engagement lassen sich die Sportvereine finanzieren. Hast du Lust bekommen? Dann informiere dich über die Vereine in deinem Wohnort. Kilo, Gramm und Pfund Möchtest du Fleisch in der Metzgerei oder Gemüse auf dem Markt kaufen, solltest du dich mit den Mengenangaben etwas auskennen. Bestellen kannst du natürlich überall mit den internationalen Angaben Gramm oder Kilogramm. Aber du möchtest die Preisangaben ja auch verstehen. „Tomaten, nur ein Euro das Pfund“, so liest und hörst du vielleicht. Die Mengenangabe „Pfund“, abgekürzt Pfd, ist in Deutschland weit verbreitet. Ein Pfund sind 500 Gramm. In Österreich findest du häufig dag oder dkg als Mengenangabe. Das bedeutet Dekagramm. Ein Dekagramm sind zehn Gramm. In der Metzgerei kannst du in Österreich zum Beispiel statt 150 Gramm auch 15 deka oder dag Wurst bestellen. Aber nicht immer zahlst du nach Gewicht. Die Abkürzung Stk. bedeutet pro Stück, und Kräuter kaufst du im Bund (Bd.). Weltmeister im Brotbacken Wenn du in Deutschland zum Bäcker gehst, wunderst du dich vielleicht über die vielen Brotsorten: Weizenbrot, Roggenbrot, Dinkelbrot, Schwarzbrot, Körnerbrot … Nirgendwo sonst auf der Welt bekommst du so viele verschiedene Sorten. Auch für die Qualität des Brotes ist Deutschland bekannt. Die meisten Sorten werden mit Sauerteig gebacken, der das Brot locker macht und für einen guten Geschmack sorgt. Aber warum gibt es hier so viel Brot? Ein Grund ist, dass auf den Böden im Land viele verschiedene Getreidesorten wachsen: viel Roggen im Norden, mehr Weizen in Süddeutschland. Die Deutschen essen Brot sehr gern: zum Frühstück, zwischendurch und vor allem abends zum „Abendbrot“, wie das Abendessen in manchen Regionen Deutschlands auch genannt wird. Deutsche im Ausland vermissen ihr „gutes deutsches Brot“, und ausländische Besucher kosten gern die vielen Sorten. Geht es dir auch so? In Ulm gibt es sogar ein Museum der deutschen Brotkultur. Hier kannst du alles Wissenswerte rund ums deutsche Brot erfahren. Frisch vom Markt Vegan, vegetarisch, Low Carb, bio … Ernährung ist in Deutschland ein großes Thema und es gibt zahlreiche Trends. Viele Menschen hier wollen bewusst und gesund essen und trinken. Du auch? Besonders frische Lebensmittel aus der Region bekommst du, wenn du auf dem Markt einkaufen gehst. Hier verkaufen viele Bauern ihre Produkte. Einen Wochenmarkt gibt es fast in jedem Ort. Dieser findet meist an zentralen Plätzen statt und hat ein oder auch mehrmals in der Woche vormittags geöffnet. Informationen zu Standort und Öffnungszeiten findest du auf der Internetseite deiner Stadt oder Gemeinde. Auf dem Wochenmarkt kannst du Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse, Milchprodukte, Eier, Brot, oft auch Gewürze oder Honig kaufen. Nicht immer sind die Produkte vom Markt teurer als im Supermarkt, frisch und lecker sind sie aber auf jeden Fall. Kochen oder Tiefkühlpizza? Kochst du gern? Viele Deutsche würden diese Frage mit Ja beantworten, auch viele junge Leute. Doch im Alltag fehlt manchmal die Zeit. Andere hingegen stehen nicht so gern am Herd oder können nicht gut kochen. Über 30 Millionen Deutsche finden daher, dass Fertigprodukte eine große Erleichterung sind. Was denkst du? Vor allem deutsche Singles, mehr Männer als Frauen, greifen im Supermarkt gern mal zu Pizza, Fischstäbchen, Tütensuppen und Co. Dabei achten Sie weniger auf die Qualität oder die Marke als auf den Preis des Fertigprodukts. Vor allem billig soll es sein. Das Angebot an Fertigprodukten in deutschen Supermärkten ist riesengroß. Aber wenn du dich wirklich preisbewusst ernähren willst, sind Fertigprodukte nicht die beste Wahl. Selbst kochen ist nicht nur viel gesünder, sondern in Deutschland auf Dauer auch billiger als Fertigkost. Im Urlaub Reist du gern? Die Deutschen sind sehr gern und viel unterwegs. Insgesamt haben sie etwa sechs Wochen Urlaub im Jahr. Die Hälfte fährt einmal, jeder fünfte Deutsche sogar zweimal pro Jahr weg. Die meisten machen im Sommer Urlaub, aber du triffst das ganze Jahr überall auf der Welt auf deutsche Touristen. Doch nicht alle fahren gern ins Ausland. „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, schrieb schon Goethe. Frei nach diesem Motto machen die Deutschen am liebsten im eigenen Land Urlaub. Knapp ein Drittel der Reisen der Deutschen geht ins Inland. Weil viele gern Strandurlaub machen, fahren sie am liebsten an die Ost- oder Nordsee. Beliebt sind aber auch die Berge, vor allem die Alpen im Süden. Auf Platz 2 der beliebtesten Reiseziele liegt Spanien, besonders die Balearen-Insel Mallorca. Italien liegt auf Platz 3. Weil in Spanien und Italien so viele Deutsche gern an am Strand in der Sonne liegen, spricht man seit Aufkommen des Massentourismus scherzhaft vom „Teutonengrill“. Armut in Deutschland Vielleicht kannst du es nicht glauben, aber Armut gibt es sogar in einem so reichen Land wie Deutschland. Dennis und Julius sind obdachlos, sie haben also keine feste Wohnung und leben auf der Straße. In Deutschland sind etwa über 300.000 Menschen von Obdachlosigkeit betroffen, darunter auch etwa 30.000 Kinder. Das liegt nicht daran, dass es zu wenige Wohnungen oder keine Hilfe vom Staat gibt. Armut und verschiedene psychische und soziale Faktoren bringen Menschen dazu, auf der Straße zu leben. Als arm giltst du in Deutschland, wenn du weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hast. Das trifft auf fast 16 Prozent der Deutschen zu (etwa 13 Millionen Menschen). Diese Zahl ist in den letzten Jahren immer mehr gestiegen. Besonders in den Bundesländern Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern leben viele Menschen, die wenig Geld haben. Wo Flüchtlinge in Deutschland wohnen dürfen Über Selmas Geschichte hast du schon einiges erfahren. Sie ist mit ihren Eltern aus Syrien nach Deutschland geflohen und lebt in einer Flüchtlingsunterkunft. Weil über den Asylantrag der Familie noch nicht entschieden wurde, darf sie auch innerhalb von Deutschland nicht einfach so reisen. Denn für Asylbewerber gilt in Deutschland die sogenannte Residenzpflicht. Das Gesetz besagt, dass die Menschen sich nur in dem Umkreis der für sie zuständigen Behörde aufhalten dürfen. Ob sie sich nur in einer bestimmten Stadt, einer größeren Region oder sogar im ganzen Bundesland aufhalten dürfen, ist in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. Anerkannte Geflüchtete dürfen zwar frei reisen, aber oft nicht selbst entscheiden, wo sie in Deutschland leben möchten. Für sie gilt in der Regel die Wohnsitzauflage. Diese Regelung legt fest, wo jemand wohnen darf, und soll dafür sorgen, dass in allen Teilen Deutschlands etwa gleich viele Geflüchtete leben. Wie ist das Wetter? Selma berichtet Lisa von Temperaturen unter sieben Grad, trübem Wetter und Regen – das klingt nach Winter in Deutschland. In den Bergregionen gibt es im Winter oft Schnee. Im Rest von Deutschland ist es von Dezember bis Februar zwar meist kalt, aber nicht weiß, sondern eher grau und nass. Im Frühling, von März bis Mai, sind die Temperaturen dann milder und es scheint oftmals die Sonne. „Unser deutscher Sommer ist nur ein grün angestrichener Winter“, schrieb Heinrich Heine. Wenn du es gern richtig heiß magst, siehst du das vielleicht genauso. Denn über 30 Grad im Schatten wird es nur an wenigen Tagen im Sommer. Die Monate Juni, Juli und August sind warm und trocken. In dieser Zeit gibt es aber auch die meisten Gewitter und es kann zwischendurch sehr kühl und sehr nass werden. Meist ist es zu Beginn des Herbstes im September noch mal länger warm und trocken, man spricht vom „Altweibersommer“. Bis Ende November nehmen Regenwetter und Kälte dann immer mehr zu.